Sportstars stehen im permanenten Rampenlicht, doch gerade psychische Probleme werden häufig tabuisiert. Im Leistungssport gilt: Wer Schwäche zeigt, verliert. Über Depressionen, Versagensängste oder Probleme nach dem Karriereende wird selten offen gesprochen.
Die Diözesansportgemeinschaft veranstaltete deshalb am 23. November 2018 im Pfarrsaal Linz-Christkönig eine Enquete zu dieser Thematik mit dem Sportpsychiater Wolfgang Pennwieser. Zwar sind Athletinnen und Athleten im Allgemeinen nicht häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen als der Rest der Bevölkerung. Bestimmte Krankheitsbilder sind jedoch sehr wohl typisch für die Welt der Rekorde und Superlative.
Zum einen kann Sport für psychisch Kranke eine Bewältigungsstrategie sein. Vor allem bei der Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung ADHS finden Betroffene den erhofften Ausgleich durch körperliche Betätigung.
Zum anderen kann Sport aber auch bestimmte Probleme erst verursachen. Dazu zählt etwa die Magersucht. In Sportarten wie Skispringen oder Turnen hungern die Athletinnen und Athleten, um bessere Aussichten im Wettkampf zu haben. „Es ist mit Studien erwiesen, dass Turnerinnen tendenziell mehr Punkte von den Richtern bekommen, wenn sie dünner sind“, erklärte Wolfgang Pennwieser.
Ein noch größeres Tabu ist für ihn allerdings der sexuelle Missbrauch im Sport und die schlimmen Folgen für die Opfer, die häufig unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Durch die Nähe, die sich automatisch zwischen Trainer/innen und Sportler/innen ergebe, brauche es eine besondere Sensibilität im Umgang miteinander.
Geschwiegen wird in der Regel auch über den sorglosen Umgang mit Schmerzmitteln. Dieser ist besonders unter Fußballern verbreitet. Wolfgang Pennwieser zitierte bei seinem Vortrag eine Studie, die ergab, dass bei der Fußball-WM 2014 40 Prozent aller Kicker Schmerzmittel vor einem Spiel einnahmen. „Und dann sagen wir immer, es gibt kein Doping im Fußball“, merkte Pennwieser trocken an.
Fußballer schlucken aber nicht nur häufiger Schmerzmittel, für sie gibt es noch andere Fallen für Körper und Psyche. Während der Karriere ist es der Riesendruck durch die Öffentlichkeit. Nach dem Abtritt von dieser Bühne fällt es vielen Ex-Kickern wiederum schwer, sich beruflich neu zu orientieren. Laut einer Studie der internationalen Spielergewerkschaft sind etwa 40 Prozent der ehemaligen Profis von Depressionen und Angstzuständen betroffen. „Wer sich immer nur als Fußballer gesehen hat, fällt leicht in ein Loch. Es sollte schon während der Ausbildung darauf geschaut werden, dass die Persönlichkeit nicht nur auf den Sport reduziert wird“, betonte Pennwieser, für den trotz aller Probleme die positiven Aspekte des körperlichen Trainings überwiegen: „Der Sport führt zur Ausschüttung von Glückshormonen. Also betreiben Sie Sport und empfehlen Sie ihn weiter“, so der Rat des Psychiaters ans Publikum.
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