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Der Monat Mai gilt als Marienmonat und drückt dem Kirchenjahr seinen Stempel auf. Keine Pfarre, in der es nicht Maiandachten geben würde. Sosehr die täglichen Maiandachten Kennzeichen einer katholischen Pfarre waren und – und in verringerter Zahl – immer noch sind, handelt es sich doch um eine überraschend junge Tradition. Zu ausschließlich marianischen Gebeten werden die Maiandachten erst im 19. Jahrhundert. In den rheinländischen und fränkischen Diözesen ist um 1720 das „Maigebet“ noch als Bittandacht um gute Witterung bezeugt. Von Italien aus breitet sich die rein marianische Maiandacht über die Schweiz, Frankreich und Belgien aus. Am 1. Mai 1851 feierten drei Ordensfrauen der Schwestern vom Guten Hirten in ihrem Konvent Haidhausen bei München die erste Maiandacht Deutschlands, ein Jahr später folgte Aachen. Innerhalb von nur zwei Jahrzehnten – so schreibt das Lexikon für Theologie und Kirche – wird die Maiandacht aber zur bedeutendsten marianischen Andachtsform der Epoche und wird in jeder Pfarre oder religiösen Gemeinschaft eingeführt. Der Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier ist als Förderer der Maiandachten bekannt. Die Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis (1854) und die Marienerscheinungen im französischen Lourdes geben entscheidende Anstöße für die Einführung und Verbreitung der Maiandachten. Einen weiteren Schub der Intensivierung der Marienfrömmigkeit geht mit den Erscheinungen von Fatima (1917) einher. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist die tägliche Maiandacht trotz Bedrängnis und Einschränkungen des kirchlichen Lebens durch die nationalsozialistische Herrschaft möglich. Theologisch nimmt im Anschluss an die Botschaften von Fatima der Gedanke der Bekehrung und der Sühne für die Sünden der ganzen Menschheit breiten Raum ein. Damit verbunden ist die Bitte um Frieden, den Gott als Annahme der Sühne der vielen schenken möge. Die Maiandachten haben auch eine Reihe von volkstümlichen Liedern hervorgebracht. «
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