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Zunächst braucht jeder einmal Zeit, um sich nach der Diagnose selbst zu fangen. Doch dann sollte man versuchen, dem Kind die Wahrheit zu sagen. Natürlich dem jeweiligen Alter entsprechend.“ Bettina Plöckinger hat schon viele Eltern dabei begleitet und weiß, wie schwierig das sein kann. Aber es ist notwendig, denn Kinder spüren es, wenn etwas anders ist. Sie sehen, dass die Mama oft müde ist, dass es ihr nicht gut geht oder sie Medikamente einnimmt.
Ob man es will oder nicht: Es spricht sich herum, wenn jemand an Krebs erkrankt ist. „Nichts ist für Kinder schlimmer, als diese Nachricht von fremden Menschen zu erfahren. Dann fragen sie zu Recht: ,Warum hast du es mir nicht selber gesagt?‘“, erklärt die Psychologin. Daher heißt es ehrlich sein, aufklären, erklären, begreifbar machen – alles andere ist ein Vertrauensbruch, den Kinder lange nicht vergessen.
Was Kranksein bedeutet, können schon Drei- bis Vierjährige verstehen, weil sie auch schon selbst krank waren. „Eine ganz wichtige Information für Kinder ist, dass Krebs nicht ansteckend ist: ,Es ist nicht wie bei einer Grippe. Du darfst der Mama weiterhin ein Bussi geben und mit ihr kuscheln. Davon wirst du selber nicht krank.“ Das beruhigt die Kinder. Auch der Satz „Du bist nicht schuld daran, dass Mama krank ist“ ist sehr wichtig. Oft fühlen sich Kinder nämlich verantwortlich, weil sie einmal nicht gefolgt hätten oder gar weil sie nicht lieb genug gewesen wären. Und kleineren Kindern sollte man erklären, dass Krebs der Name für eine Krankheit ist und nichts mit einem Tier oder einem Sternzeichen zu tun hat. „Für Erwachsene ist das alles selbstverständlich, aber ein kleines Kind weiß es einfach nicht“, gibt Bettina Plöckinger zu bedenken.
Um zu erklären, was bei Krebs mit dem Körper und den Körperzellen geschieht, sind altersgerechte Bücher und Bilderbücher eine große Hilfe (siehe Liste rechts oben). „Es gibt auch Bücher, in denen die Therapie anschaulich erklärt wird. Psychologen auf onkologischen Stationen und wir bei der Krebshilfe unterstützen die Eltern auch gerne bei den Gesprächen.“
Krebs ist nicht – wie eine Erkältung – nach einer Woche wieder weg. „Es wird eine Zeit lang dauern, aber der Mama wird geholfen“, diese Hoffnung brauchen die Kinder unbedingt. Man soll sie über die einzelnen Schritte der Therapie und über deren Folgen informieren. „Die Mama wird bald ihre Haare verlieren“, darüber rechtzeitig zu reden nimmt den Kindern ein bisschen die Angst. „Manche Kinder berühren und streicheln dann den kahlen Kopf gerne, andere wollen das gar nicht. Die Reaktionen sind wirklich sehr unterschiedlich“, weiß die Psychologin aus Erfahrung.
Genau aus diesem Grund rät sie, auch ausgewählte Personen im Kindergarten, in der Schule und gute Freunde über die Krankheit zu informieren. Somit weiß das Kind: „Es ist kein Geheimnis, ich darf darüber reden.“ Und die Pädagoginnen und Pädagogen können dann bestimmte Gefühlsregungen der Kinder – wie Rückzug oder Traurigkeit – besser zuordnen und verstehen.
Vieles ist anders. „Mama ist manchmal sehr müde. Aber sie hat trotzdem Zeit, mit mir zu spielen und will mit mir lachen.“ Diese Botschaft ist für Kinder ganz wichtig. Als Erwachsener sollte man auch wissen, dass sich Stimmungen und Gefühle bei Kindern ganz rasch ändern können. „Es ist ähnlich wie bei der Trauer nach einem Todesfall. Kinder sind eine Zeit lang traurig und wenden sich auf einmal ihren Spielsachen zu. Das ist normal, und man soll das Kind das auch tun lassen. Kinder spüren selbst am besten, wann es genug für sie ist“, erklärt Bettina Plöckinger die Reaktionen von Kindern und sagt weiter: „Wenn sie Fragen haben, tauchen die oft unvermutet auf und kehren immer wieder.“
Kostenlose Hilfe und Beratung, persönlich und am Telefon, bietet österreichweit die Krebshilfe (www.krebshilfe.at, für Oberösterreich: www.krebshilfe-ooe.at)
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