Wort zum Sonntag
Von Misstrauensvotum ist die Rede, von Neuwahlen, anderen parlamentarischen Koalitionen. Zum zweiten Mal binnen weniger Tage hat die Regierungskoalition aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung gegeneinander gestimmt. In all dem Chaos nicht zu vernehmen ist die katholische Kirche des Landes. „Ein ungewöhnliches und ohrenbetäubendes Schweigen bei den Spitzen der italienischen Kirche“, monierte der Kirchenexperte der Zeitung „Il Fatto quotidiano“, Francesco Antonio Grana. Der frühere Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Camillo Ruini wäre längst auf die Barrikaden gegangen und hätte Politikern wie Bürgern erklärt, wo es aus Sicht der Kirche langgeht. Früher hätte einer wie Ruini den Ausgang von Wahlen beeinflusst. Doch sein Nach-Nachfolger Gualtiero Bassetti ist kein „Don Camillo“.
Es hat den Anschein, als wenn Bischöfe in Italien sich entweder nicht trauen, Sympathie für die in Migrationsfragen harten Positionen von Lega-Chef Matteo Salvini zu äußern, oder sie fürchten, mit zu deutlicher Kritik an ihm noch mehr Menschen aus der Kirche zu vertreiben.
So war es Papst Franziskus, der am vergangenen Freitag in einem Interview mit „La Stampa“ Akzente setzte. Er sei besorgt, „weil man Reden hört, die denen von Hitler 1934 ähneln: ‚Zuerst wir. Wir ..., wir ...‘ – das ist ein Denken, das Angst macht“, sagte der Papst. Namen brauchte er nicht zu nennen. Salvinis ständiges Credo: „Die Italiener zuerst“, wurde von jedem mitgehört.
Der Name des Lega-Chefs wurde in der Kirche Italiens zum Unaussprechlichen. Umgekehrt gibt der durch Umfragen gestärkte Salvini sich religiös. Am Ende einer Wahlkampf-Strandkundgebung küsste er den Rosenkranz. «
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