Wort zum Sonntag
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat die bleibende Aktualität der Heiligen Teresia Benedicta vom Kreuz, besser bekannt als Edith Stein (1891-1942), betont.
Mit ihrem an der Phänomenologie Edmund Husserls geschärften Denken könne sie "uns mitnehmen in ihrer Suche nach einem neuen Menschenbild" und zugleich dabei begleiten, "wie die kulturelle und pädagogische Diakonie der Kirche für eine humane Gesellschaft in der Gegenwart ausschauen kann". Das unterstrich Bischof Scheuer in einer ausführlichenDarlegung des Denkens Steins.
Wie Husserl, so sei es Stein in ihrem Denken um einen Zugang "zu den Sachen selbst" gegangen, d.h. sie habe versucht, Dinge und vor allem Personen in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen.
Sie wollte mit größter Nüchternheit und Klarheit die Dinge "verstehen mit dem Herzen" - und sah in Bildung und religiöser Erziehung zugleich den Königsweg zur persönlichen Reifung und zur Vermittlung von Lebenssinn, so Scheuer.
In dem Maße nämlich, in dem die permanente Bildung von Intellekt und Gedächtnis zu den "Sachen selbst" hinführten, in dem Maße würde zugleich aufleuchten, was den Menschen ausmache: Die Einheit von Leib, Geist und Seele in vielfacher Verflochtenheit. "Von der Oberfläche des bewussten Gegenwartslebens in die tiefen Schichten der Person vorzudringen bis zum dunklen Grund, das versucht Edith Stein."
Dieses Innerste leuchte für Edith Stein in Leid oder Glück auf - zugleich bleibe jedoch eine Dunkelheit, eine "leere Einsamkeit des Inneren". Diese Leere trage in sich die Erwartung von Fülle, so der Linzer Bischof. "Gerade in ihrer Haltung als offenes Gefäß gibt die Seele einen Hinweis auf etwas, was füllen kann. Diese Leere im Inneren kann einerseits mit der äußeren Welt gefüllt werden. Aber noch viel mehr ist diese Leere ausgerichtet auf wirkliche Fülle, auf den 'Einbruch eines neuen, mächtigen, höheren Lebens, des übernatürlichen, göttlichen'."
Edith Stein (1891-1942) gilt als eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts: Jüdin, Atheistin, Philosophin, Christin, Karmelitin, Märtyrerin. Sie wurde in Breslau (Wroclaw) geboren, war jüdischer Herkunft, ließ sich später katholisch taufen, trat in ein Kloster des Karmel-Ordens ein und wurde 1942 wegen ihrer jüdischen Abstammung in Auschwitz ermordet. Am 9. August wird an den Todestag der "Patronin Europas" erinnert.
Wort zum Sonntag
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>