Wort zum Sonntag
„Nach dem großen Papst Johannes Paul II. haben die Herren Kardinäle mich, einen einfachen und bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn, gewählt.“
Mit diesen Worten eröffnete Benedikt XVI. am 19. April 2005 seinen ersten Gruß an die mehr als 100.000 Gläubigen auf dem Petersplatz. Zuvor hatte weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle verkündet, dass die Kardinäle nach 26 Stunden Konklave den neuen Papst gewählt hatten: Joseph Ratzinger.
Ratzinger war fast ein Vierteljahrhundert lang der engste Mitarbeiter von Johannes Paul II. Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte er die theologische Linie des Pontifikats mitbestimmt. „Zu vielen Fragen der Glaubens- und Sittenlehre stellte Ratzingers Behörde dar, was Lehre der Kirche ist und wo die Grenzen liegen. Er erinnerte, dass demokratische Kriterien nicht ohne Weiteres auf Glaubens- und Kirchenfragen anwendbar sind“, analysierte die Kirchenzeitung. Im Leitartikel schrieb Matthäus Fellinger: „Als Hardliner und Glaubenswächter wurde er unmittelbar nach der Wahl von Kommentatoren bezeichnet. Sie übersehen, dass sein bisheriger Lebensweg, je nach Aufgabe, sehr flexibel war – vom kritischen jungen Konzilstheologen bis zum großen Bewahrer als Präfekt der Glaubenskongregation. Werte verteidigen und dabei dem Menschen gerecht werden – so hat er seine Rolle beschrieben. […]
Der Überraschungspapst könnte nun erneut überraschen. Gerade in einer Zeit, in der Werte schnell auf dem Altar des Fortschritts geopfert werden, könnte seine Erfahrung von Nutzen sein.“
Die Kirchenzeitung erinnerte in einem Bericht auch daran, dass der neue Papst des Öfteren in Oberösterreich seinen Urlaub verbracht hatte. Kardinal Ratzinger war 1978, 1985 und 1991 mit Bruder Georg und Schwester Maria im Bischöflichen Gymnasium Petrinum in Linz zu Gast.
Die Geschwister Ratzinger wanderten viel. „Er hatte einen flotten Schritt. Es war nicht leicht, dem Kardinal zu folgen“, erzählte Josef Honeder, früherer Direktor am Petrinum, der Kirchenzeitung.
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