Wort zum Sonntag
Ein Fixpunkt in ihrem Tagesablauf sind die Morgengedanken, die täglich um 5.40 Uhr im ORF-Regionalradio zu hören sind. Die sind Maria Obermayr, die im März ihren hundertsten Geburtstag gefeiert hat, ganz wichtig. „Ich stehe jeden Tag vor sechs Uhr – dankbar – auf und hole mir von der Haustür die Tageszeitung“, erzählt sie. Dann frühstückt sie gemütlich. Am Wohnzimmertisch liegen Meditationsbücher, ein Bildband über die Berge von Sepp Forcher, in den Regalen weitere Bildbände.
Täglich schaut die Schwägerin vorbei, die im Stockwerk über ihr wohnt. „Irgendwie bin ich den ganzen Tag beschäftigt.“ Einmal wöchentlich kommt auch die KirchenZeitung: „Die lese ich von A bis Z.“ Zwei Wochen bevor im Herbst 1945 die erste Ausgabe des „Linzer Kirchenblatts“ erschien, hat sie Schriftleiter Prälat Franz Vieböck angestellt. Sie wurde mit der Abrechung betraut, hatte den Versand in die Pfarren zu organisieren und war für den Schriftverkehr zuständig – keine Kleinigkeit bei einer Auflage von 90.000 Stück vom Start weg. Das Büro war ganz einfach, „meine Schreibmaschine war eine alte Klappern“, sagt sie und zeigt vor, wie fest man in die Tasten klopfen musste. Und lacht.
Warum gerade sie als damals 25-Jährige einen der wenigen und begehrten Arbeitsplätze bekam, weiß sie nicht. Vermutlich hat der Kaplan der Stadtpfarre Urfahr, wo sie wohnte, Prälat Vieböck auf sie aufmerksam gemacht oder vielleicht haben sie die Brüder Kronsteiner empfohlen. Sie sang jedenfalls im Jugendchor der Stadtpfarre Urfahr, der mit der Domchorjugend oft gemeinsam musiziert hat.
Nach sechzehn Jahren gab sie ihre Arbeit bei der KirchenZeitung auf und übersiedelte mit dem Jugendseelsorger Johann Weidinger nach Hallstatt als Pfarrsekretärin und Haushälterin. Sie trat dort natürlich dem Kirchenchor bei. „Bei uns Ministranten war sie sehr beliebt“, erzählt Pfarrgemeinderatsobmann Reinhard Kerschbaumer. Sie hat die Buben und den Pfarrer begleitet, wenn sie in den Bergen unterwegs waren. Im Jahr 1992 zog Maria Obermayr mit Prälat Weidinger nach Linz zurück. Aber sie denkt gerne an Hallstatt: „Stellen Sie sich vor: Zum hundertsten Geburtstag hat mich der Bürgermeister von Hallstatt angerufen.“ Man spürt noch immer die Freude, wenn sie von der Gratulation des Gemeindeoberhaupts Alexander Scheutz erzählt, der sie natürlich aus der Zeit kennt, als er noch ein „Bua“ war, wie sie sagt. Und plötzlich fällt ihr noch etwas aus ihrer Hallstätter Zeit ein, das sie den KirchenZeitungs-Leser/innen unbedingt erzählen muss. „Wir hatten einen wirklich guten Kontakt zu den evangelischen Christen. Das ist doch selbstverständlich“, meint die hundertjährige Katholikin, die in einer Zeit groß geworden ist, in der das alles andere als selbstverständlich war.
Am Ende des Gesprächs kommt Maria Obermayr wieder auf die Bedeutung des Lesens zurück: „Ich lese gerne, aber nur etwas, wo auch Hirn drinnen ist.“ Dass da für sie die KirchenZeitung dazugehört, ist ein Geschenk an die KiZ-Redaktion, wie es zum 75. Geburtstag der Zeitung schöner nicht sein könnte. «
Die allererste Ausgabe des "Linzer Kirchenblatts" und das "Jubiläums-Magazin" gibt es nun auch zum Durchblättern und Lesen: www.kirchenzeitung.at/75
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