Wort zum Sonntag
Pater Arno Jungreithmair vom Stift Kremsmünster gehörte zu dem Cursillo-Team, das sich der Gefangenen der Justizanstalt Garsten annahm. Er lässt die Geschichte der Beziehung zur „Anstalt“ Revue passieren: „Ende der 1970er- Jahre hat die Cursillo-Bewegung von Wien aus für die Gefangenen in Garsten jährlich einen dreitägigen Glaubenskurs abgehalten.
Die monatlichen Treffen, die zur Fortführung des Kurses gehörten, haben bald Cursillo-Mitglieder aus dem Raum Kremsmünster, unter ihnen auch Patres des Stiftes Kremsmünster, übernommen. Nach und nach fiel ihnen auch die Abhaltung des Dreitageskurses zu und so ist eine intensive seelsorgliche Arbeit mit den Gefangenen in Garsten entstanden“, erzählt Pater Arno.
Rund zwanzig Insassen haben im Durchnitt an den Kursen teilgenommen. „Diese Tage waren immer etwas Besonderes. Die Gefangenen waren vielfach sehr offen und haben ihr Leben ehrlich zur Sprache gebracht“, beschreibt P. Arno die Atmosphäre bei den Kursen.
Für die Ultreya-Treffen, wie die monatlichen Zusammenkünfte zur Weiterführung und Festigung des Glaubenkurses im Cursillo-Jargon heißen, sind regelmäßig Cursillo-Mitglieder nach Garsten gefahren. Vier Jahrzehnte hindurch – ein enormes Enagagement.
Was dieser Einsatz bewirkte hat Günter N., einer von vier ehemaligen Gefangenen, die beim Abschiedsfest waren, so zusammengefasst: „Für alle Insassen, die an diesem kleinen Kurs, dem Cursillo, teilgenommen haben, waren es immer ganz besondere Stunden, Inseln voller Respekt und Toleranz – ganz anders als der normale ‚Häfnalltag‘. Die vielen Gitter und Zäune waren zwar noch zu sehen, aber nicht mehr zu spüren.“ Dann erläutert er, was die Cursillo-Mitglieder mit ihrem Einsatz bewirken können: „Im Gefängnis eingesperrt zu sein, erfordert von allen Insassen die Kunst, ihrer Hoffnung, ihrerem Optimismus und ihrer Zuversicht auch dort ein Überleben zu sichern. Dazu bedarf es Menschen, die anders sind als ein Justizsystem, das nur vom möglichst lange Wegsperren geprägt ist.“
Was die allermeisten Menschen zumindest als Kinder durch ihre Eltern erfahren, ist für Gefangene nicht selbstverständlich: „Einige Insassen erlebten im Cursillo-Kurs erstmals in ihrem Leben eine Behandlung und Betreuung durch Menschen, die es nur gut mit ihnen meinten, und so hat schnell auch das gesamte Miteinander im Gefängnis davon profitieren können. Einige waren dann sogar bereit, diesen Glauben auch selbst anzunehmen und ihn als Werkzeug und Wegbereiter für ihr zukünftiges Leben zu sehen.“
All das wäre ohne die Unterstützung der Leitung der Justizanstalt nicht möglich gewesen, ergänzt P. Arno und dankt für die Möglichkeiten, die die Anstalt den Cursillo-Mitgliedern eröffnet hat: „Die hatten durch uns ja mehr Arbeit und viel Aufwand.“ Im Jahr 2020 wurde der letzte Glaubenskurs abgehalten, dann kam Corona.
Da das Angebot des Cursillo nicht mehr zum Konzept des derzeitigen Gefangenen-Seelsorgers gehöre, habe die Cursillo-Bewegung ihren Einsatz mit einem Fest beendet, erklärt P. Arno Jungreithmair.
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