Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Was macht das Ehrenamt in der Kirche attraktiv?
Regina Atzwanger Verantwortung zu übernehmen macht vielen Ehrenamtlichen Freude und stiftet Sinn. Beim Ehrenamt kann ich sagen, ich habe da ein Projekt, für das ich brenne, ich habe ein Anliegen, das mir wichtig ist und das ich mit meinen Talenten umsetzen kann.
Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit sich Menschen gerne engagieren, vor allem, wenn man an leitende ehrenamtliche Funktionen denkt, zum Beispiel die Arbeit in Seelsorgeteams?
Atzwanger: Das zentrale Thema ist die Einbeziehung der Ehrenamtlichen in wichtige Entscheidungen. Das heißt, wir sind nicht Notnagel, wir sind nicht als Laiinnen und Laien in der zweiten Reihe, sondern wir müssen auf Augenhöhe mit den Hauptamtlichen zusammenarbeiten können. Ich glaube, dass alle ein gemeinsames Ziel und dasselbe Interesse haben, an diesem Reich Gottes mitzuarbeiten. Wichtig ist auch, dass die Seelsorgeteams und die Pfarrgemeinderäte gut begleitet werden, zum Beispiel auch in Form von Supervision.
Ein öfters vorgebrachter Wunsch von Ehrenamtlichen ist eine wertschätzende Kommunikation in der Kirche. Heißt das, dass öfters Danke gesagt werden sollte?
Atzwanger: Eine grundsätzliche Voraussetzung vor jeder Anerkennung ist die Gleichberechtigung, also dass alle in der Kirche gleich viel wert sind – zum Beispiel gleiche Möglichkeiten für Frauen und Männer in ihrem Engagement. Dank zu bekommen erfreut und motiviert. Wertschätzung sollte aber auch bedeuten, eine Kultur zu leben, in der alle einander zuhören und sagen können, was ihre Bedürfnisse und Anliegen sind.
Vereinzelt wird in den Pfarren auch der Wunsch nach Bezahlung der Seelsorgeteams geäußert. Wie sinnvoll wäre es, Ehrenamtliche in den Pfarren finanziell zu entschädigen?
Atzwanger: Aufwände wie Materialkosten oder Reisespesen sollten zurückerstattet werden. Dem Konzept der Ehrenamtlichkeit entspricht es, für die geleistete Arbeit nicht bezahlt zu werden und dafür aus eigener Verantwortung tätig zu sein, was auch gewisse Freiheiten bedeutet.
Wenn jemand bezahlt wird, kann das heißen, dass starke Verpflichtungen entstehen. Die Person kann dann zum Beispiel kaum sagen, ein Dienst geht sich nicht aus, weil ein Familienbesuch auf dem Programm steht. Es soll aber auch nicht übersehen werden, dass Menschen über eine gewisse finanzielle Sicherheit verfügen müssen, um es sich leisten zu können, unbezahlt zu arbeiten.
Welche Erfahrungen haben Sie als Sprecherin des Ehrenamtsforums bisher gemacht? Wie war die erste Zeit in dieser neuen Rolle?
Atzwanger: Ich habe gemerkt, dass unsere Arbeit im Forum Ehrenamt in der Diözese willkommen ist, was mich sehr gefreut hat. Die Menschen sagen, das ist großartig, dass sich so viele Ehrenamtliche vernetzen und zu Wort melden. Ich bin dankbar, dass ich im erweiterten Konsistorium [Anm.: bischöfliches Beratungsgremium] mitreden kann und ernst genommen werde.
Das Forum Ehrenamt beschäftigte sich am Wochenende mit der Synode in Rom. Welche Impulse für die Diözese erhoffen Sie sich von der Synode?
Atzwanger: In Oberösterreich arbeiten wir schon seit einigen Jahren daran, die Kirche synodaler zu gestalten. Synode heißt: gemeinsam zu gehen. Das bedeutet: Wie respektieren und verstehen wir einander, wie können wir das Zuhören und den Dialog fördern? Ich denke, hier hat die Synode in Rom aufgezeigt, wie es funktionieren kann, auf Augenhöhe miteinander zu reden.
Haben die Ehrenamtlichen Ihrer Meinung nach genug Entscheidungskompetenz und Macht in der Kirche?
Atzwanger: Statt von Macht und Autorität möchte ich in diesem Zusammenhang lieber von Verantwortung und Aufmerksamkeit sprechen. Es soll nicht darum gehen, wer sich besser durchsetzt. Die Erfahrungen der Ehrenamtlichen sind aber sehr unterschiedlich. Aus manchen Pfarren höre ich, dass es immer wieder daran fehlt, ernst genommen zu werden. Es ist beispielsweise nicht gut, wenn Entscheidungen des Pfarrgemeinderats durch die Vetokeule der Pfarrleitung verhindert werden. Andere Pfarren und Bereiche sind durch Achtsamkeit, Vertrauen und Wertschätzung geprägt.
Nachbericht Forum Ehrenamt
Das 2. Forum Ehrenamt fand am 20. Jänner 2024 im Bildungshaus Schloss Puchberg statt, anwesend waren 49 Personen aus ganz Oberösterreich. Einige hatten sich aufgrund von Faschingsveranstaltungen in den Pfarrgemeinden oder wegen Krankheit entschuldigt. Es freut uns, dass Bischof Manfred Scheuer den gesamten Nachmittag mit uns verbracht hat. Bei seinen Grußworten am Beginn sprach er den Ehrenamtlichen seinen Dank aus und betonte: „Pulsierende Gemeinschaften sind nur dann möglich, wenn sie von Menschen getragen werden, die für eine Aufgabe brennen, die ihre Talente und ihre Leidenschaft einbringen, die sich verwirklichen können. Ihr seid es, die diesen Puls bestimmen.“ Bezugnehmend auf den Fasching und den Humor meinte Bischof Scheuer: „Und ihr seid humorbegabt. Das heißt, durch euer Engagement könnt ihr vielleicht auch so manches demaskieren und althergebrachte Selbstverständlichkeiten in Frage stellen – in eurem Umfeld in der lokalen Gemeinde, aber auch in der Kirche. Damit nicht auf Wesentliches vergessen wird, damit die nicht ungehört bleiben, deren Stimme man leicht überhört. Damit rede ich keiner Beliebigkeit das Wort, aber ich ermutige dazu, euch einzubringen und durch euer Mitarbeiten, Mitgehen und Mitbeten unsere Kirche zu gestalten. Darum bin ich sehr dankbar, dass es nun dieses Forum und den Ehrenamtsrat gibt, für den ihr die Vorsitzenden im Anschluss an den Eröffnungsteil wählt.“
Bereits beim ersten Treffen im Herbst 2023 wurden die 15 Mitglieder des Ehrenamtsrates und deren Stellvertreter:innen gewählt. Bei diesem Forum wurde Regina Atzwanger einstimmig als Sprecherin des Ehrenamtsrates gewählt und Monika Breitwieser ebenfalls einstimmig als ihre Stellvertreterin. Beide sind nun Mitglieder im Erweiterten Bischöflichen Konsistorium.
Pastoraltheologin Dr.in Klara Antonia Csiszar berichtete sehr lebhaft und beeindruckend von den Treffen im Rahmen der Synode in Prag und Rom. Sie legte den bisher gegangen Weg dar und gab einen Ausblick auf die kommenden Treffen. Vor allem die wiederkehrende Rückbindung an die Ortskirchen und die Möglichkeit von Eingaben zeugen von einem neuen Weg. Synodalität muss geübet – eingeübt werden. Zuhören, ohne zu bewerten und das Gegenüber gleich von der eigenen Meinung überzeugen zu wollen ist ein wichtiger Aspekt, der sicherlich auch viele Ehrenamtliche in den Pfarrgemeinden herausfordert. Auf die Frage, was die Synode über das Ehrenamt sagt, meinte sie, es wurde alles und auch nichts gesagt. Doch es gilt zu wissen, wo in den Dokumenten von Laien die Rede ist, sind auch Ehrenamtliche gemeint.
Im Anschluss daran berichtete Marlies Prinz eine Jungscharleiterin und Theologiestudentin aus der Pfarrgemeinde Enns-St. Laurenz, aus ihrer Perspektive als Zaungast - als Zuseherin vor dem Eingang des Vatikans, von ihren Erfahrungen. Sie engagiert sich für „Wir sind Kirche“ und war mit einer Delegation nach Prag und Rom gereist. Vor Ort kam sie mit einigen Teilnehmer:innen ins Gespräch und bekam so einiges von der Stimmung bei der Synode mit. Zu denken gab ihr, dass sehr wenige Jugendliche und junge Erwachsene beteiligt und vor allem stimmberechtigt sind. Sie persönlich hofft auf mutige Entscheidungen, damit es in unserer Kirche endlich Gleichberechtigung gibt und es gut weitergehen kann.
Die Teilnehmer:innen sammelten Fragen, die beim Podiumsgespräch von den beiden Vortragenden beantwortet wurden. Danach übten sich die Anwesenden im geistlichen Gespräch, welches auch bei der Synode eingesetzt wurde. Jede Person hatte gleich lang Zeit, um ihre Gedanken auszusprechen, die Zuhörenden unterbrachen nicht, bezogen keine Stellung dazu, sondern hörten aktiv zu. Nach der ersten Runde des Zuhörens wurde gemeinsam drei Minuten Stille gehalten. So ging es zwei weitere Gesprächsrunden. Dem vorbereitenden Ehrenamtsrat war es sehr wichtig die Themen der Ehrenamtlichen vom ersten Forum Ehrenamt und die der Synode in Einklang zu bringen. Partizipation, Gleichberechtigung, Gestaltungen des Gemeindelebens, Feiern von Liturgie und auch Überforderung von Ehrenamtlichen waren wichtige Themen. „Mich fordert diese Art von Gespräch sehr heraus, da ich mich durch die begrenzte Zeit entscheiden muss, was ich sage. Dabei möchte ich sehr gerne auch ins Gespräch kommen und Rückfragen stellen, um mehr vom dem zu erfahren, was gerade gesagt wird.“, war die Reaktion eines Ehrenamtlichen. Am Ende wurden die Ergebnisse der Kleingruppen zusammengetragen und kurz präsentiert. Nach einem Segen machten sich die Teilnehmer:innen am Abend auf den Nachhauseweg. Gefragt wie der Nachmittag war, bekamen wir folgende Antworten: „Ich gehe erfüllt nach Hause.“ „Es ist schön, dass wir so viele Ehrenamtliche sind und es dieses Gremium in unserer Diözese gibt. Danke dafür!“ „Auch hier ist wie bei der Synode die Frage, wo sind die jungen Menschen, die sich in unseren Gemeinden engagieren?“ „Zurzeit gibt es viele Termine durch die Umstrukturierung, aber ich nehme mir die Zeit um hier dabei zu sein, denn mitreden ist wichtig und ich bekomme auch etwas zurück.“
(Bericht von Ela Klein)
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