Wort zum Sonntag
„Ich bin mit Herz und Seele Seelsorgerin“, sagt Irmgard Lehner. Seit 25 Jahren erfüllt sie diese Aufgabe „mit aller Kraft, mit allem, was ich kann, und mit allem, was mir geschenkt ist.“ Sie ist leitende Seelsorgerin in der Pfarre Wels-St.Franziskus, als Pfarrmoderator steht ihr Anton Achleitner zur Seite. Mit den Menschen zu sein und für sie da zu sein, darin sieht sie ihren Auftrag. „Für mich ist das ein sehr spiritueller Zugang. Mir geht es um die Christusverbundenheit: Sie ist in all den Jahren gewachsen, sie hat mich herausgefordert.“ Die Theologin hat in Linz und Wien studiert, sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Viele kennen sie auch von ihrer früheren Tätigkeit als Frauenbeauftragte der Diözese Linz.
Das Bedürfnis, in einer Pfarre als Seelsorgerin zu arbeiten, war groß. Seit September 1995 übt sie diesen Beruf auch aus und folgt damit auch ihrer Berufung. – Wie drückt sich diese Christusverbundenheit im beruflichen Alltag aus? Irmgard Lehner beschreibt es so: „Wenn ich gefragt werde, wofür ich mich einsetze, dann würde ich sagen: ‚Ich laufe für die Menschen und für Christus.’ Meine Frage ist: ‚Wie kann ich dir, Christus, dienen?’ – Christus möge durch mich ein Gesicht bekommen.“ Wenn sie mit Menschen spricht, ihnen zuhört, sie begleitet und mit ihnen feiert, egal ob in der Pfarre, in den umliegenden Wohngebieten, bei Festen und Märkten, dann tut sie das „in persona christi“, wie sie sagt: „Wir repräsentieren Christus. Wir Frauen können das genauso, das ist nicht vom Geschlecht abhängig.“ Es gehe da nicht um Mann oder Frau, meint sie. Das sei auch in der Praxis schon längst erfahrbar und erlebbar und nicht nur in Europa, sondern auch in Südamerika und Afrika Thema, wie die vielen Rückmeldungen bei der Amazonas-Synode und der Jugend-Synode bestätigten. Auch aus der Sicht der theologischen Forschung ist das Thema längst durchargumentiert. Bernd Jochen Hilberath, em. Professor für Dogmatische Theologie und Dogmengeschichte an der Katholischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, stelte erst kürzlich fest: „Die Kirche ist ermächtigt, Frauen die Priesterweihe zu spenden.“ Für Irmgard Lehner ist es eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit. „Es ist höchste Zeit!“, findet sie.
Warum die Kirche nicht auf Frauen in diesen Ämtern verzichten kann, dafür sieht sie zwei Gründe: „Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Wenn man für Menschenrechte und gleiche Würde auf dieser Welt eintritt, dann muss man das auch in den eigenen Reihen umsetzen. Und zweitens: Die Kirche kann auf kompetente, engagierte Frauen als Seelsorgerinnen nicht verzichten, wenn sie will, dass in Zukunft trotz Priestermangel das Evangelium verkündet und Eurcharistie gefeiert wird.“ Es sei wichtig, dass dies auch bei der Österreichischen Bischofskonzerenz und im Vatikan mehr thematisiert wird und auch, dass Papst Franziskus mutige Vorschläge macht. Mehr Solidarität von Frauen und Männern wäre in diesem Punkt wünschenswert. Ordensfrauen erlebt Irmgard Lehner dabei immer wieder als Mitstreiterinnen. Denn es geht um Frauen und Männer in dieser Kirche – und um Gerechtigkeit für alle.
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