Wort zum Sonntag
72 Stufen führen vom Ennser Stadtplatz bis zu Frau Höllmüllers Wohnung im Stadtturm, bis zur Turmspitze wären es 168. Demnach hatte die 70-Jährige zum Zeitpunkt des Besuchs der Kirchenzeitung laut Berechnungen eines ehemaligen Wachtmeisters in ihrem Leben mindestens 3.900.000 Stufen bestiegen.
Bevor es im Turm Wasser gab, musste die Turmwächterin außerdem das Wasser in Kübeln über die Stufen tragen. „Das war eine ordentliche Schlepperei“, erzählte Klara Höllmüller der Kirchenzeitung.
Die Glöcknerin läutete die Glocken dreimal täglich: um 6, um 12 und um 19 Uhr. Außerdem war sie für das sogenannte Ausläuten zuständig. Starb in Enns jemand, so läutete sie am nächsten Tag und am Tag des Begräbnisses fünf Minuten lang. „Das Läuten ist schon anstrengend“, gab Frau Höllmüller zu. Beim Ausläuten müssten außerdem drei Glocken geläutet werden.
Während sie früher zwischen den Glocken hin- und hergelaufen sei, müsse ihr mittlerweile ihre Tochter helfen. Anfangs war auch das Uhraufziehen Teil von Klara Höllmüllers Aufgaben, wobei eines der drei Gewichte 100 Kilogramm wog. Mittlerweile ging das aber automatisch. Schon ihre Schwiegereltern wohnten vor ihr im Stadtturm und auch zwei ihrer drei Kinder waren dort zur Welt gekommen.
Doch im Laufe der 45-jährigen Karriere passierte auch so manches Missgeschick. Einmal sei es passiert, dass schon um 10 Uhr ausgeläutet und dann um 11 Uhr zu Mittag geläutet wurde. Ein anderes Mal wachte sie um 1 Uhr nachts auf und glaubte, es sei schon 6 Uhr morgens. „Also bin ich schnell rauf und hab geläutet“, erinnerte sich Frau Höllmüller.
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