Wort zum Sonntag
Das Statement von Bischof Manfred Scheuer am Montag ließ Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Ja, wir machen das, wir gehen gemeinsam! Ich habe eine große Beteiligung und eine große Zustimmung für die Notwendigkeit des Prozesses wahrgenommen. Das war und ist die Grundlage für meine Entscheidung, die ich getroffen habe und von der ich weiß, dass sie in Übereinstimmung mit den kirchlichen Normen und Gesetzen erfolgt.“
Gerade im letzten Punkt ist die Diözese Linz auf Nummer sicher gegangen: Nach Rückschlägen in deutschen Diözesen (z. B. Trier) und der heiß diskutierten Pastoralinstruktion des Vatikan im Vorjahr wurden die von Generalvikar Severin Lederhilger und Ordinariatskanzler Christoph Lauermann verfassten Gesetzestexte für die Strukturreform durch renommierte Experten des Kirchenrechts extern und unabhängig begutachtet. Natürlich sind Gesetzestexte ein anderes Genre als das im Reformprozess entwickelte Pastoralhandbuch, das laut Generaldechant Slawomir Dadas aber „nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat“. Bislang erkennbar ist, dass die im Konzept „Pfarrgemeinden“ genannten jetzigen Pfarren künftig exakt „Pfarrteilgemeinden“ heißen werden.
Noch sind die Gesetzestexte im Detail nicht bekannt. Im März werden sich Pastoralrat, Dechantenkonferenz und Priesterrat nochmals dem Thema der Strukturreform in den Pfarren widmen – aber es geht, wie Bischof Scheuer am Montag betonte, dabei nicht mehr um die grundsätzliche Entscheidung. Danach wird er seine Unterschrift unter die neuen diözesanen Gesetze setzen und sie werden kundgemacht.
Bischof Scheuer zeigte sich überzeugt davon, dass der eingeschlagene Reformweg „heilsame Bewegung“ bringen werde: „Denn Bewegung führt zu Begegnung: Begegnung mit Gott, denn Kirche ist nicht Selbstzweck, sondern Zeichen und Werkzeug der innigen Gemeinschaft mit Gott. Begegnung mit Menschen, denen die Kirche Heimat ist. Begegnung mit Menschen, die zur Kirche gehören, aber die sich nicht heimisch fühlen.“
Jede Veränderung sei mit Ängsten und Fragen verbunden. Es werde aber nichts übergestülpt, es wird vielmehr etwas gehoben, was längst da ist: die Sehnsucht nach einer Kirche, die nahe bei den Menschen ist, einer Kirche, die nicht nur um sich selbst kreist, sagte der Bischof. „Nicht alles wird von heute auf morgen anders werden. Nicht alles wird von heute auf morgen besser werden. Aber es sind Schritte in die richtige Richtung. Davon bin ich überzeugt. Das Schlimmste wäre, würden wir nichts tun und alles so dahinlaufen lassen. Das wäre der schleichende Verlust von Lebendigkeit, ein Flickwerk, das sich irgendwann – vermutlich recht bald – nicht mehr flicken lässt.“
Scheuer dankte jenen zahlreichen Menschen, die mit ihrem Glaubenszeugnis tagtäglich die Kirche prägen und gestalten. Auch für Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl geht es im Reformprozess um die zentrale Frage: „Was heißt Christ-Sein in der Welt heute?“ Nach der Entscheidung für das vorliegende Modell stünden nun die nächsten Schritte an, sagte die Theologin: „Wir sind gerade dabei, eine Stabsstelle für dieses sehr große Pfarrstruktur-Umsetzungsprojekt einzurichten. Diese wird dann auch die ersten Pionierpfarren – die hoffentlich im Herbst bereits mit der Vorbereitungsphase beginnen könnten – betreuen.“ Grundsätzlich sei daran gedacht, dass künftige Pfarrangehörige in einem Vorbereitungsjahr den gesamten pastoralen Raum ihrer neuen Pfarre analysieren und daraus konkrete pastorale Ziele in einem Pastoralkonzept festlegen. Begleitet würde die jeweilige Pionierpfarre von einem Team aus Gemeindeberater/innen und inhaltlichen Expert/innen für bestimmte kirchliche Wirkungsbereiche. Im Verlauf des zweiten Jahres könnte dann die neue Pfarre rechtlich gegründet werden. Die Auswahlkriterien für die Pionierpfarren würden nun festgelegt.
Generaldechant Slawomir Dadas, Leiter der Projektgruppe „Zeitgemäße Strukturen“, skizzierte noch einmal das gesamte Strukturprojekt (siehe unten). Besonders betonte er, dass die künftigen Pfarrteilgemeinden (die jetzigen Pfarren) weitgehende Selbständigkeit auch finanzieller Natur behalten und verschiedene Leitungsmodelle, die es ja jetzt auch schon gibt, haben werden. Dadas unterstrich die Bedeutung der Ehrenamtlichen, deren Unterstützung zu den Zielen der Reform gehört. Er ging auch auf die Rolle der Ordensgemeinschaften ein, die auch weiterhin „Anziehungspunkte und Begegnungsorte für spirituell Suchende und sozial Bedürftige“ sein wollen. Dazu kommen als Orte der Seelsorge Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, die Betriebsseelsorge sowie Jugendzentren und andere Einrichtungen der kategorialen Seelsorge. „Die Struktur der Kirche ist nie ein Heilmittel, sondern immer ein Rahmen, in dem der Glaube weiterhin mit Freude und Engagement gelebt, gefeiert und verkündet werden kann“, sagte Dadas.
Nach der Umsetzung des Reformplans wird die Diözese Linz 40 Pfarren haben. Die bisherigen 486 Pfarren sollen zu Pfarrteilgemeinden werden. An der Spitze der neuen Pfarren werden neben dem Pfarrer ein Pastoral- und ein Verwaltungsvorstand stehen. Die Umsetzung soll mit fünf bis sieben Pionierpfarren schon heuer im Herbst beginnen und bis 2026 in der gesamten Diözese abgeschlossen sein. Konkret soll so einerseits die Nähe zu den Menschen gesichert, andererseits ein Blick auf größere Räume ermöglicht werden.
Von „heilfroh“ bis „das Beste draus machen“
Reaktionen aus der Diözese zu den aktuellen Entscheidungen und die neuen pfarrlichen Strukturen.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
Die KIRCHENZEITUNG bietet vielfältige Angebote für Pfarren:
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>