Wort zum Sonntag
„Wo die Güte und die Liebe wohnt, dort (nur) ist der Herr.“ Aus der Gründonnerstags-Liturgie stammt der aus dem religiösen Liedschatz vielen vertraute Vers. Chorleute kennen ihn lateinisch: „Ubi caritas et amor, Deus ibi est.“
Welch knappe Beschreibung ist das dafür, um welche Kostbarkeit es im Christentum geht. Welch Gegenbild dem gegenüber zeigt es, wo heute die Idealform menschlichen Miteinanders vermutet wird! Güte und Liebe – das ist die Humusschicht, auf der ein Mensch aufblühen kann.
Aus den Nachrichten der Gegenwart erlebt man es anders: Justiz wird wichtiger genommen als Caritas. Recht vor Liebe. Justiz, was sein muss, Caritas – Liebe – bloß das, was als Fleißaufgabe dazukommen kann. Menschen vermuten ihr Heil in einer perfekt ausjudizierten Gesellschaft. Wo Recht und Ordnung herrschen, sei es gut.
Aber Recht und Ordnung, so wichtig sie sind, schaffen nur den Raum für das Leben. Sie sind wie ein Haus, das erst bezogen werden muss. Die Atmosphäre im Haus, ob gut hier wohnen ist, braucht mehr.
Alle Andeutungen aus der Heiligen Schrift, was als Himmel den Menschen erwarte und wie dieser schon auf der Erde zu erleben sei – und selbst das Jüngste Gericht deutet es so – sagen: Am Ende wird dir nicht recht gegeben. Angenommen wirst du – dort, wo die Güte und die Liebe wohnt.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>