Wort zum Sonntag
Kurz und bündig: Ja. Aber es wäre zu leicht, es dabei zu belassen. Schauen wir genauer hin: Was ist der theologische Hintergrund der Ablasslehre? Sie ist eingebettet in die Lehre und Praxis des Beichtsakramentes. Durch die Lossprechung werden die Sünden vergeben, aber ihre negativen Folgen, die etwas irreführend als zeitliche Sündenstrafen bezeichnet werden, wirken weiter. Schuldhaftes Verhalten lässt sich trotz Vergebung nicht ungeschehen machen. Die Wunde, die ein böses Wort geschlagen hat, tut weiter weh. Wenn jemand hintergangen worden ist, bleibt Misstrauen zurück. Neben Reue, Beichte und Wiedergutmachung bedarf es daher auch der Werke der Buße wie Gebete, Werke der Nächstenliebe u. a.
Die Kirche gewährt für manche dieser Bußwerke einen Ablass, was den teilweisen (Teilablass) oder vollständigen (vollkommener Ablass) Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen bedeutet. Dahinter steht die Überzeugung, dass durch gute Werke und ein heiligmäßiges Leben ein „Gnadenschatz“ wachse, über den die Kirche verfügen könne. Aus der Überzeugung, stellvertretend für andere, auch für Verstorbene, Bußwerke leisten und Ablässe gewinnen zu können, hat sich im Hoch- und Spätmittelalter jedoch ein unseliger Ablasshandel entwickelt. Mit Sätzen wie „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ wurden Ablässe für Verstorbene versprochen und Spenden für kirchliche Zwecke gesammelt.
Was können wir von der Ablasslehre retten? Erstens, dass wir sensibel werden dafür, wie sehr sich unser Fehlverhalten nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf andere Menschen belastend auswirkt und Leid schafft. Fehlverhalten bedarf deshalb der aktiven Aufarbeitung. Zweitens: Selbst wenn sich die leidschaffenden Folgen von Sünde nicht aus der Welt schaffen lassen, ermöglichen Reue und Buße einen Neuanfang. Drittens: Als Kirche sind wir eine solidarische Gemeinschaft. Gerade weil wir Fehler machen können, brauchen wir einander und stehen füreinander ein im Gebet und durch Werke der Nächstenliebe.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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