Wort zum Sonntag
Flügel, Lockenkopf, spärlich bis gar nicht bekleidet – Engel traditionell dargestellt, ohne künstlerischen Anspruch, billige Massenware mit ziemlicher Sicherheit aus China. Und doch haben diese kleinen Statuen nach und nach in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten die Friedhöfe erobert. Kaum ein Grab, an dem nicht mindestens ein kleiner Engel steht. Die Friedhöfe scheinen die Lieblingsplätze der Himmelsgeister geworden zu sein. Warum das so gekommen ist?
Das lässt sich nicht schlüssig beantworten. Ein Blick in die Bibel kann aber weiterhelfen. Dort besteht die Aufgabe der Engel sehr häufig darin, den Kontakt zwischen „herüben und drüben“ herzustellen und aufrecht- zuerhalten. Die Engelsfiguren wären dann Zeichen für die Hoffnung, dass auf irgendeine Art und Weise weiterhin eine Beziehung mit geliebten Menschen besteht, obwohl diese verstorben sind. Die Sehnsucht ist groß, dass eine Verbindung zu Menschen bleibt, auch wenn diese im Grab liegen.
Franz Küllinger, Pfarrassistent von Wartberg ob der Aist, hat diese Sehnsucht, die Menschen mit dem Symbol der Engel verbinden, in Worte gefasst und folgenden Text zur Meditation geschrieben:
Engel müssen keine Flügel haben.
Wenn sie nur da sind,
dann, wenn wir sie brauchen,
als Tröster, als Beistand.
Denn Engel künden vom Leben,
über alles Sterben hinaus.
Engel flüstern:
Vertraue,
auch dort ist Leben,
wo Du nur den Tod siehst.
Engel müssen keine Namen haben.
Wenn sie nur all die Namen kennen,
die uns so wichtig waren.
Denn Engel kennen die Hand Gottes,
in die alle Namen eingetragen bleiben.
Engel halten fest:
Dort haben sie alle Bestand
und bleiben beim Namen gerufen,
die uns hier genommen sind.
Engel müssen keinen Heiligenschein haben.
Wenn sie nur heilen,
den Trennungs-Schmerz,
die Abschieds-Wunde.
Denn Engel brennen für die Liebe,
die an kein Ende kommt.
Engel bestehen darauf:
Er, der gesagt hat ICH BIN DA,
Er wird da-sein.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>