Wort zum Sonntag
Gibt es die Wahrheit, brauchen wir sie oder kommen wir auch ohne sie aus? Wissenschaftliche, philosophische, sozialanthropologische und religiöse Aspekte eröffneten wohl mehr Fragen, als Antworten gefunden wurden, und regten zum Nach- und Weiterdenken an.
Wer sich mit Wahrheit auseinandersetzt, kommt schnell zu der Erkenntnis, dass je nach Blickwinkel, Fragestellung und Herangehensweise unterschiedliche Fragen auftauchen und Antworten gefunden oder auch nicht gefunden werden. Schon bald seufzten wir mit Pilatus „Was ist Wahrheit?“ und fragten, ob es eine, meine, deine Wahrheit oder gar Wahrheiten gibt? Während in der Wissenschaft Ergebnisse, Fakten oder Wahrheiten noch relativ leicht zu finden sein scheinen, wird in der Philosophie seit ihren Anfängen danach gefragt und zugleich damit gerungen – auch hier mit sehr unterschiedlichen Antworten, je nach Herangehensweise und jeweils angewendeter Wahrheitstheorie.
Durch Globalisierung, Vernetzung und zunehmende Diversität verändern sich im Laufe der Geschichte Prägung von und Einfluss auf Menschen. Die Bedingungen, wie jemand wahrnimmt und erkennt, werden individueller und vielfältiger. Wird damit auch die Wahrheit relativer, oder gibt es dennoch einen gemeinsamen Nenner, um den es sich zu ringen lohnt?
Ingeborg Bachmann sah es als Aufgabe der Künste, nicht zu verschleiern oder schönzureden, sondern sichtbar zu machen, denn „die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.“ Daran sollten wir uns wieder vermehrt erinnern, damit nicht Lüge und Fake News den Blick auf die Wahrheit verdecken.
Noch einmal eine andere Ebene eröffnet die religiöse Wahrheit. Besonders das Johannes-Evangelium verankert die Wahrheit in der Person Jesu – „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ – und setzt sie parallel zu Gnade, Licht und Liebe. Eine Botschaft, die wir in den oft „einbetoniert“ erscheinenden Lehren der katholischen Kirche nicht immer spüren. Aber auch für die Dogmatik gilt: „Die Wahrheit des Glaubens muss als Lebenswahrheit vollzogen und in die Praxis umgesetzt werden.“
Wie sieht es nun mit der Wahrheit aus – halten wir an ihr fest, suchen wir sie weiterhin oder kommen wir ohne sie aus? … und was glaubst du?
Der Vortrag kann als Videoaufzeichnung nachgesehen werden:
www.weltanschauungsfragen.at/vortragsreihe
Der zweite Vortrag in dieser Reihe findet am 8. November um 19 Uhr unter der genannten Adresse statt. Das Thema lautet: „Botschaften aus dem Jenseits. Visionen und Prophezeiungen als göttliche Spur durch unruhige Zeiten? Referent ist Wolfgang Mischitz, Referent für Weltanschauungsfragen der Diözese Innsbruck.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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