In der Fastenzeit finden traditionell Einkehrtage und Exerzitien statt.
KirchenZeitungs-Mitarbeiterin Elisabeth Ecker hat an besonderen Exerzitien teilgenommen: Sie ging dazu elf Tage in und durch die Wüste.
Weil die Einladung auf dem Flyer vielversprechend geklungen hat, darum hat sie sich dafür interessiert, sagt Elisabeth Ecker – manchen KirchenZeitungsleser/-innen durch ihre freundliche und engagierte Art bekannt, wenn man in der Redaktion anruft und ein Anliegen hat. Elf Tage durch die Wüste Jordaniens zu wandern, unter freiem Himmel zu schlafen und dabei Exerzitien zu machen – das hörte sich einfach verlockend an. Das Außergewöhnliche war für sie der Köder, der sie anbeißen ließ und der sie zu dem brachte, was Exerzitien bedeuten: abseits des Alltags seinen Glauben zu vertiefen. In den Worten von Elisabeth Ecker: „Ich wollte den Herrn besser kennenlernen und eine bessere Verbindung zu ihm aufbauen.“ Die Wüste ist dafür wie gemacht – wenn man den Mut hat, sich ihr auszusetzen. Die Wüstenexerzitien schaffen den Rahmen. Das heißt tägliche geistliche Impulse und Messfeier, jeden Tag rund fünf Stunden Sanddünen auf und ab zu marschieren, einfach zu essen, elf Tage nicht zu duschen, kein Haarewaschen, kein Handy, nicht einmal eine Uhr.
Wie der Auszug aus Ägypten
„Sich führen lassen“ lautete der große Titel über diesen geistlichen Tagen. Leitbild war die Erzählung vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten: Dazu brauchte es einen Mose, der – mit einem Beduinen an seiner Seite – voranging und für die Route verantwortlich war. Ihm haben sich 25 junge Frauen und Männer, alle unter 30 Jahre alt, aus dem ganzen deutschen Sprachraum anvertraut. Für die spirituelle Führung der Gruppe hatte Mose natürlich biblisches Personal zur Seite: Zippora und Mirjam, eine Frau und eine Ordensfrau, Aaron, einen Priester, Jitro und Jitra wurde das begleitende Ehepaar genannt sowie Josua, der Mose als „Schlusslicht“ tatkräftig unterstützte. Sie alle standen den Exerzitienteilnehmer/innen als Ansprechpartner/innen zur Verfügung. Das ist auch wichtig. Denn manche der junge Erwachsenen machten die Wanderung mit, um sich über ihren Lebens- und Glaubensweg klar zu werden: Ehe, geistlicher Beruf oder Eintritt in eine Ordensgemeinschaft.
In der Tiefe der Wüste
Elf Tage ist die Gruppe durch ein Wadi im Süden Jordaniens marschiert und hat dabei ganz andere Erfahrungen gemacht als die Abertausenden Touristen, die mit dem Jeep zwei Stunden durch die Wüste brausen. Die Wüste in sich aufnehmen: die Sanddünen, die bizarren Felsformationen, die je nach Tageszeit in unterschiedlichem Licht ganz unterschiedlich wirken, die Blumen, die nur wenige Wochen im Frühjahr blühen und die gängige Vorstellung von Wüste über den Haufen werfen – „Man lernt viel, wenn man stundenlang schweigend durch die Wüste geht“, sagt Elisabeth Ecker: „Es steigt vor allem ein Gefühl der Dankbarkeit und der Freude auf.“ Und eine tiefe Ehrfurcht vor der Schöpfung macht sich breit: „Wie schön hat doch Gott alles gemacht.“
Unterwegs mit dem Herrn
Ein besonderes Erlebnis war für Elisabeth mit der Einladung verbunden, das Allerheiligste zu tragen. Jeder Exerzitienteilnehmer durfte diese Erfahrung machen. Wer die Brusttasche mit der konsekrierten Hostie umgehängt hatte, ging ganz am Ende der Gruppe, um ungestört zu sein. Als Elisabeth an der Reihe war, hieß es, dass man in dieser Gegend wegen der Schlangen und Skorpione ein wenig vorsichtig sein sollte. „Da habe ich in mir plötzlich ein starkes Vertrauen gespürt und mir gedacht: Was soll mir passieren, wenn der Herr bei mir ist?“ Die anderen waren schon ein Stück vor ihr. So ist sie allein auf einer Felsklippe gestanden, kein Mensch war mehr zu sehen, nur ein paar Kamele sind mit wiegendem Schritt gemächlich durch den Sand gezogen. „Da hat es in mir klick gemacht. Das war ein packender Moment.“ Dieses Vertrauen sieht sie als Geschenk der Wüste: „Ich möchte jetzt auch zu Hause in der Überzeugung leben: Der Herr ist bei mir. Ich bin von ihm gehalten.“
Die Wüste lebt
Die katholische Erneuerungsbewegung „Gemeinschaft Emmanuel“ bietet Exerzitien in der Wüste an. Jahrelang wanderten die Gruppen durch den Sinai, seit es die Sicherheitslage nicht mehr zulässt, führen die Wege durch die Wüste Jordaniens. KirchenZeitungs-Mitarbeiterin Elisabeth Ecker (Bild unten) hat in der Fastenzeit dieses Angebot und Abenteuer mitgemacht. Die Nächte waren noch so kalt, dass man im Schlafsack Thermounterwäsche brauchte, untertags kletterte das Thermometer aber auf etwa 30 Grad. Täglich hatte jeder drei Liter Wasser zum Trinken zur Verfügung, für die tägliche Reinigung genügten Feuchttücher. Trotz oder gerade wegen des einfachen Lebens haben sie die Wander-Exerzitien in der Wüste tief berührt.
http://www.wuestenexerzitien.de/