Dass es so unterschiedliche Christinnen und Christen gibt – das ist die Stärke. Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2014/17, Monokultur, Glaube, Christen
22.04.2014
Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt: Monokulturen sind höchst problematisch. Ob Fichten und Mais bei uns, Ölpalmen oder Soja in Südamerika: so ertragreich, praktisch und maschinengerecht zu bearbeiten solche Kulturen sind, so anfällig werden sie für Schädlinge, die Böden werden ausgelaugt. Aber das weiß man inzwischen, und vielerorts denkt man um. Die Versuchung zur Monokultur gibt es auch in den Geistes- und Glaubenslandschaften. Man möchte sie so gerne einheitlich haben, leicht zu „beackern“. In einer Zeit, in der vieles auseinanderzulaufen scheint, mag der Wunsch verständlich sein. Aber es ist – wie in der Natur – gerade die Vielfalt, die der Kirche Lebenskraft gibt. Dass es so unterschiedliche Christinnen und Christen gibt – das ist die Stärke. Die Zeiten, in denen die „Anders-Christen“ als Ketzer verfolgt wurden, waren die problematischsten, auch sündigsten Zeiten der Kirchengeschichte: bloß auf Einheit aus – koste es, was es wolle. Das Ergebnis war eine problematische Einheitlichkeit, vermeintlich stark, aber anfällig für jeden Gegenwind. Die Böden des Christentums scheinen vielerorts ausgelaugt. Höchste Zeit, von Monokulturen Abstand zu nehmen – und der Vielfalt zu trauen.