Eine Gesellschaft, in der Hörsäle und Arbeitsstätten ohne Verbindung stehen, wird Probleme haben. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2014/18, Bildung
29.04.2014
- Matthäus Fellinger
Einer kann studieren, die anderen sollen etwas lernen. So war es früher in vielen Familien. Irgendwann ist sie passiert, diese Unterscheidung zwischen Studierten, Gelernten oder auch „Angelernten“. Wenn von „Bildung“ die Rede war, vermutete man sie eher bei den „Studierten“. Was ohnehin die meisten machten, galt nicht viel. „Josef der Arbeiter“ – so steht es im kirchlichen Kalender am 1. Mai. Da steht er in seiner Werkstatt, daneben das Jesuskind. Es schaut ihm zu. So kennt man es von Bildern aus dem 19. Jahrhundert. Bloß eine Idylle einer Scheinwelt, die es nicht mehr gibt? Irgendwann ist die Welt auseinandergebrochen – in Arbeitswelt und Bildungswelt. Und auch die Menschen in diesen Welten fanden nicht mehr recht zusammen. Wenn Gehirn- und Muskelzellen nicht zusammenspielen, wird ein Mensch wenig zustandebringen. Auch eine Gesellschaft, in der Hörsäle und Arbeitsstätten ohne Verbindung stehen, wird Probleme haben. Wie gut, wenn die Welten wieder zusammenfänden, sodass man die einen nicht reduziert auf ihre körperliche Leistung, andere nicht mit ihren Ideen stehen lässt. Ein gebildeter Mensch: das ist einer, der weiß, was er tut. Vielleicht war Josefs Werkstatt keine so schlechte Schule.