Ein Labyrinth ist ein verschlungenes System von Wegen, die immer zu einem Mittelpunkt führen. Das kann manchmal dauern. Ein Unter Uns von Christine Grüll
Ausgabe: 2014/18, Unter Uns, Labyrinth, Anfangen, Durchhalten
29.04.2014
- Christine Grüll
Im schönen Garten der Franziskanerinnen in Vöcklabruck liegt ein Labyrinth, gestaltet mit Pflastersteinen. Bei einer Veranstaltung vor ein paar Tagen stand am Ausgangspunkt des Labyrinths ein Korb mit Kärtchen, auf denen verschiedene Sinnsprüche zu lesen waren. Sie sollten die Besucher/innen auf den verschlungenen Wegen gedanklich begleiten. Ich zog eine Karte und las: „Nicht das Anfangen wird belohnt, sondern das Durchhalten.“ Mit Schwung betrat ich den Weg und wanderte die Windungen entlang. Der Satz ging mir nicht aus dem Kopf. Es stimmt, dass ich gerne neue Dinge beginne. Aber halte ich etwas Begonnenes auch mit Energie bis zum Ende durch? Der Weg näherte sich dem Mittelpunkt. Gleich habe ich es geschafft, dachte ich, doch da führte der Pfad schon wieder in die andere Richtung. Meine Schritte wurden langsamer. Schließlich schwindelte ich ein bisschen und kürzte den Weg ab. Als ich endlich in der Mitte stand, fiel mir der Satz wieder ein: „Nicht das Anfangen wird belohnt, sondern das Durchhalten.“ Seufzend legte ich die Karte in den Korb zurück.