Für Zöliakiepatient/innen ist eine gewöhnliche Hostie schon zu viel. Der darin enthaltene Weizen kann bei ihnen Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen auslösen. Eine Richtlinie der Bischofskonferenz sieht als Ausweg für die Betroffenen in erster Linie die Kelchkommunion vor.
Das im Weizenmehl enthaltene Klebereiweiß Gluten und ähnliche Eiweißkörper in anderen Getreidesorten führen bei Zöliakiepatient/innen zur Schädigung der Schleimhaut des Dünndarms. Mangelzustände und eine verzögerte Entwicklung bei Kleinkindern können daraus folgen. Ein Prozent der Bevölkerung verträgt kein Gluten.
Pfarre bestellte glutenfreie Hostien
Hostien müssen laut Kirchenrecht aus Weizenmehl bestehen. Für Katholiken, die an Zöliakie erkrankt sind, bedeutet das eine schwierige Herausforderung. Wie etwa im Falle eines Mädchens, das vergangenes Jahr in Weibern Erstkommuntion feierte und mittlerweile in der Pfarre regelmäßig ministriert. Für die Gemeinde war das ein Anlassfall, von einem Kloster in Vorarlberg glutenfreie Hostien zu bestellen. Weiberns Pfarrer Johannes Blaschek freut sich: „Jetzt kann das Mädchen ohne Bedenken den Leib Christi empfangen.“ Im aktuellen Pfarrblatt von Weibern hat man sogar einen Aufruf zum Thema „Glutenfreie Hostien“ geschaltet: „An Zöliakie erkrankte Menschen, werden gebeten, sich rechtzeitig vor dem Gottesdienst in der Sakristei zu melden.“ So könne die entsprechende Zahl an Hostien konsekriert werden. Die Diätologin Susanne Kührner von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie begrüßt solche Lösungen: „Bei einer starken Ausprägung von Zöliakie verträgt man nicht einmal geringste Spuren von Gluten in einer Hostie“, sagt sie. Das Gluten nur zu reduzieren reiche nicht aus, schon kleinste Spuren davon verursachen bei Patient/innen Beschwerden.
Traubensaft statt Hostie
Doch eine Richtlinie der Österreichischen Bischofskonferenz lehnt die glutenfreien Hostie ab. Betroffene sollten entweder Hostien, die wenig Gluten enthalten, empfangen oder Wein. Für zöliakiekranke Kinder ist Traubensaft die vorgegebene Alternative. Gertraud Hiegelsberger, die Großmutter der an Zöliakie erkrankten Ministrantin, steht diesem Ausweg skeptisch gegenüber: „Traubensaft ist nicht das Wahre. Ich glaube nicht, dass das bei den Kindern gut ankommt“, sieht sie die Gefahr, dass sich Zöliakiepatient/innen durch die Vorgehensweise ausgegrenzt fühlen.