Fehler machen und darüber lachen – es ist schön, nicht immer perfekt zu sein. Ein Unter Uns von Martin Pötz.
Ausgabe: 2015/9
24.02.2015 - Martin Pötz
Eines eisigen Winterabends sitzen ein Freund und ich in einem Zug Richtung Steyr. Wir stehen in St. Valentin. Der Zug sollte gleich losfahren. Eigentlich sollten wir bereits fahren. Eigentlich steht auf der Anzeige, die den nächsten Halt ankündigt, „St. Valentin“. „Dieser Zugteil bleibt hier stehen“, weist uns jemand hin. Wir sitzen gar nicht im Zug nach Steyr. Schnell steigen wir aus und sehen den anderen Zugteil, der gerade in Richtung Steyr davonfährt. Da stehen wir jetzt und schauen ihm nach. Normalerweise sucht man nach solchen Hoppalas nach Schuldigen. Wir überlegen. Doch wir finden niemanden. Weder die ÖBB können etwas dafür, noch sonst irgendeine Organisation oder Person. Es ist rein unsere Schuld, dass wir in St. Valentin in den Zug nach St. Valentin eingestiegen sind. Wir hören auf, über Schuld nachzudenken. Jetzt erkennen wir, dass gegenüber der nächste Zug Richtung Steyr steht und schon in 20 Minuten abfährt. Wir freuen uns und lachen über unser Hoppala. Wir selbst haben einen Fehler gemacht, er hat nur uns betroffen und wir haben darüber gelacht. Wie schön, nicht immer perfekt zu sein. Und wie schön, sich selbst als Schuldigen zu erkennen und über sich selbst zu lachen.