Boris Nemzow setzte sich als Gegner Putins vehement für ein Ende des Krieges in der Ukraine ein. Er wurde erschossen. Ob der Mord je geklärt wird ist höchst zweifelhaft. Kommentat von Susanne Huber.
Es hätte eine Großkundgebung gegen die Ukraine-Politik von Präsident Wladimir Putin werden sollen, zu der Boris Nemzow, russischer Oppositionspolitiker, für Sonntag in Moskau aufgerufen hatte. Doch am Freitag davor ist der Putin-Kritiker in der Nähe des Kreml erschossen worden. Aus dem geplanten Anti-Krisen-Marsch wurde ein Trauermarsch für Boris Nemzow, an dem zehntausende Menschen teilgenommen haben. Kurz vor dem Attentat hat Nemzow in einem Interview Putin eine „unsinnige Aggression gegen die Ukraine“ vorgeworfen. Der Gegner Putins setzte sich vehement für ein Ende des Krieges in der Ukraine ein und sprach sich immer wieder gegen Korruption und für politische Reformen in Russland aus. Doch wer sich dort kritisch gegen das Regime äußert, lebt gefährlich. Hier werden die Menschenrechte immer wieder mit Füßen getreten. Oppositionelle, die sich nicht von der bei vielen vorherrschenden Angst lähmen lassen und offen ihre Meinung kundtun, werde bedroht und verfolgt, werden ins sibirische Arbeitslager gesperrt oder ermordet. Nun, wer die Tat begangen hat und wer tatsächlich dahintersteckt, darüber weiß man noch nichts und es wird wild spekuliert. Doch wie bei so vielen anderen Morden von Kremlkritikerinnen und -kritikern in Russland zuvor ist zu bezweifeln, dass die Tat jemals aufgeklärt wird. Zu nennen ist da etwa die Journalistin Anna Politkowskaja, die Kriegsverbrechen in Tschetschenien aufdeckte und 2006 erschossen wurde. Oder die Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa, die ebenfalls als Aufdeckerin von Kriegsverbrechen in Tschetschenien fungierte und 2009 ermordet wurde.