Den Priestern Konzentration auf Seelsorge ermöglichen
Martin Nenning ist in der Diözesanfinanzkammer der Diözese Linz für den Bereich Pfarrverwaltung und Pfarrpersonal zuständig. Er hat das Projekt „Pfarrverwalter/in“ entwickelt.
Ausgabe: 2015/15, Nennin, Diözesanfinanzkammer, Pfarrverwalter, Steyr-Tabor, St. Michael, St. Anna
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass es so etwas wie Pfarrverwalter brauchen könnte? Mag. Martin Nenning: Durch den Kontakt mit den Pfarren. Ich sehe, dass Pfarrer mit der Verwaltung überlastet sind, gleichzeitig die Verwaltung aber immer mehr Professionaliät erfordert: Finanzen, Liegenschaften, Gebäude. Es wird immer aufwändiger, wenn man alle Gesetze und Vorschriften der Behörden einhalten will. Und das ist für uns als Diözese selbstverständlich. Der zweite Grund, an Pfarrverwalter zu denken, ist die zunehmende Zahl der ausländischen Priester. Das ist jetzt kein Vorwurf: Aber sie haben aufgrund ihrer kulturellen Prägung und auch Ausbildung oft wenig Zugang zur Verwaltung. Ein Pfarrverwalter soll den Priestern die Konzentration auf die Seelsorge ermöglichen.
Bei der Verwaltung stand der Pfarrer bisher schon nicht alleine da. Da gibt es den Pfarrkirchenrat und Mandatsträger, die ehrenamtlich zum Beispiel mit der Leitung eines Kindergartens beauftragt sind. Werden die jetzt alle überflüssig? Ganz und gar nicht. Gerade die Gespräche mit Mandatsträgern und Ehrenamtlichen haben mich bestärkt. Sie sagten mir: Ich engagiere mich gerne, ich bringe gerne mein Fachwissen ein, aber den steigenden Anforderungen kann ich nicht mehr nachkommen.
Nochmals zu den Ehrenamtlichen: Werden sich die nicht jetzt zurücklehnen? Überhaupt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Sie werden neu motiviert, weil sie sich unterstützt und nicht hängengelassen fühlen.
Was macht also ein sogenannter Pfarrverwalter? Er kümmert sich um die Finanzen, Liegenschaften und Gebäude der Pfarren, sowie um die anderen Aufgaben, für die er eingesetzt ist. Er ist auch Dienstvorgesetzter für die Pfarrangestellten und vertritt die Pfarren gegenüber Ämtern und etwa Mietern.
Sie sprechen von mehreren Pfarren, die ein Pfarrverwalter betreut. Das soll – bis auf Ausnahmen – die Regel sein, dass mehrere Pfarren ihre Verwaltung bündeln. Das heißt, auch die Sekretariate zusammenführen. Das schafft Synergien durch die technischen Möglichkeiten wie Internet und Handy und auch eine bessere Erreichbarkeit der Pfarren. Schauen Sie auf das Beispiel von Steyr-Tabor, St. Anna und St. Michael.
Zeichnet sich schon ab, ob die Diözese bald weitere Pfarrverwalter einsetzen wird? Das Interesse am Pilotprojekt ist groß. Für Kirchdorf an der Krems haben wir soeben den Posten eines Pfarrverwalters/einer Pfarrverwalterin ausgeschrieben. Mit Kremsmünster und Ried im Innkreis bin ich im Gespräch. Was rauskommt, werden wir sehen.
Wer bezahlt Pfarrverwalter? In der Pilotphase teilweise die Diözese. Der Knackpunkt ist, dass der Einsatz eines Pfarrverwalters zu Kooperationen mehrerer Pfarrgemeinden führt. Da könnten sich durchaus auch Einsparungen ergeben, aber das Entscheidende ist die Sicherung einer effizienten Verwaltung. Auch die Sicherung der Kontinuität darf man nicht übersehen, zu der ein Pfarrverwalter oder eine Pfarrverwalterin beiträgt. Denn es gibt immer mehr Pfarren mit einem häufigen Wechsel der Priester.