Kommentar zum sektoralen Bettelverbot in der Stadt Salzburg von Susanne Huber.
Ausgabe: 2015/20, Bettler
12.05.2015 - Susanne Huber
Ein paar Monate lang hab ich sie nicht gesehen. Jetzt ist sie wieder da, an ihrem Stammplatz in der Linzer-Gasse. Und sie sieht schlecht aus. Die junge Bettlerin aus Rumänien, die ich fast jeden Tag auf meinem Weg in die Redaktion sah und grüßte, hatte ein besonderes Charisma. Sie war immer freundlich, nie aufdringlich. Ihre Augen strahlten Lebensfreude aus, auch wenn sie bei Sturm und Regen auf dem Boden saß. Jetzt ist der Glanz in ihren Augen einer Traurigkeit gewichen. Ob es damit zusammenhängt, dass das Betteln in Salzburg in gewissen Bereichen nun doch eingeschränkt werden soll? Wenn ich sie das nächste Mal seh, werd’ ich sie fragen. Das Problem ihrer Not wird mit einem sektoralen Bettelverbot jedenfalls nicht gelöst werden.