Von der Natur kann man lernen: Den Wert der Vielfalt. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: Kommentar, Fellinger
02.06.2015 - Matthäus Fellinger
Der Löwenzahn ist ein Beispiel. Ein Windstoß trägt die Samen auf ihren Flugschirmen hin über das Feld. Zur Erhaltung der Art müssten doch viel weniger dieser Schirmchen reichen. So denkt der Mensch. Geringster Einsatz für maximalen Gewinn. Das bringt Erfolg. Die Natur ist anders. verschwenderisch nahezu. Mit ganzer Kraft schiebt sie an – und es kommt erstaunlicherweise jedes Jahr zu einem Gleichgewicht. Von der Natur kann man lernen: Den Wert der Vielfalt. Vielfalt ist das Überlebensprinzip der Natur. Sie sollte es auch in den Regeln und im Handeln der Menschen sein. Das leicht Handhabbare, das Praktische, das Übersichtliche gibt hier das Maß. Aber damit geht Vielfalt verloren. Was in Formularen erfassbar, statistisch vergleichbar ist, darf sein. Das Normgerechte. Anderes nicht. Aber mit solchen Normen wird vieles ausgeschlossen, was sonst noch sein und wachsen will. Auch Religionen, im Speziellen die Kirchen, erfassen mit ihren Normen und Gepflogenheiten nie die ganze Glaubenswirklichkeit. Wie gut, dass Konfessionen sich öffnen. Hat man nicht schon oft bei Pflanzen, die man für nutzlos hielt, erstaunliche Heilkraft entdeckt? Man muss sie nur wachsen lassen.