Das Leid möge draußen bleiben. So hoffen es Menschen. Dafür beten sie. Gott, bewahre! Doch es bricht trotzdem herein in das Leben: in das eigene und in das der anderen. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
In seiner Haut möchte ich nicht stecken, sagt man: in der Haut des Kranken mit einem chronischen Leiden nicht, auch nicht in der Haut eines dieser tausenden Flüchtlinge, die über das Mittelmeer kommen – und nirgendwo will man sie haben. In der Haut der Angehörigen eines Unfallopfers nicht, und auch nicht in der Haut des Menschen mit einer verkorksten Lebensgeschichte. Das Leid möge draußen bleiben. So hoffen es Menschen. Dafür beten sie. Gott, bewahre! Doch es bricht trotzdem herein in das Leben: in das eigene und in das der anderen. „Ich mag dich leiden“, sagt man. Ein Ausdruck, der andeutet, dass Menschen gerade im Leiden eine besondere Tiefe in der Beziehung erleben können. Ich mag dich auch im Leiden, bedeutet es dann. Es gibt nicht nur jene, die den Leidenden aus dem Weg gehen. Es gibt auch die Menschen, die mitleiden können, und die sogar die Nähe zu Leidenden suchen – damit sie nicht allein seien. Das Christentum ist keine bloße Glücksreligion für schöne Momente. Da haben die Leidenden nicht einfach nur „Pech gehabt“. Auch im Leiden bleibt ein Mensch nicht alleine. Das ist eine tröstliche Botschaft – weil Gott den Menschen leiden kann.