Am 6. August ist das Fest "Verklärung des Herrn". Manche hätten lieber eine "Erklärung des Herrn". Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2015/32, Leitartikel, Fellinger
04.08.2015 - Matthäus Fellinger
Wie das Rechenbeispiel zu lösen ist, wie Pflanzen Sauerstoff freisetzen, wie Kinder auf die Welt kommen. Als gebildet gilt, wer es erklären kann. Wie Jesus auf dem Berg verwandelt wurde, strahlend weiß vor den Jüngern stand, und wie ihnen eine Stimme verkündet hat: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“. Darum geht es beim Fest „Verklärung des Herrn“ am 6. August. Lieber hätten Menschen ein Fest der „Erklärung des Herrn“. Gott und die Welt – sie wollen erklärt sein. Verklären aber: das ist eher ein Vernebeln von Klarheit. Mit verklärten Augen himmelt man an. Es sind die Augen der Träume. Nicht durch eine Erklärung, durch „Verklärung“, also Verwirrung der Sinne, wird Petrus, Jakobus und Johannes klar, was es mit Jesus auf sich hat. Jesus hätte ihnen gar nicht verbieten müssen, darüber zu reden. Sie hätte es ohnehin nicht erklären können. Das ist die Botschaft des Festes: Mächtig himmelt es herein in die Welt. Sie erschöpft sich nicht im Erklärbaren. Weiß wurde es ihnen vor Augen. Das meint: über das Bewusstsein hinaus, klarer als klar – und nicht schwarz, wie es ist, wenn man den Verstand verliert. Im vollsten Bewusstsein erkannten sie Jesus. Jetzt wussten sie um das Warum.