Aus dem Nordkaukasus waren Timur Gaisanov und Madina Khadzieva aus Inguschetien, Lema Vissitov aus Tschetsche-nien, Adalina Kaitukova aus Nordossetien. Chris Hunter und Roswitha Jarman, Quäker aus Großbritannien, arbeiten seit drei Jahren im „Zentrum für Frieden und Gemeinwesen-arbeit“ in Grosny. (2. Teil)Frage: Was kannst du persönlich für die Versöhnung tun?Adalina: Ich sehe die Notwendigkeit der Versöhnung, aber wie es geschehen kann . . . ich weiß es noch nicht.Madina: Ich versuche an allen Gesprächen zwischen den ehemaligen Gegnern teilzunehmen, um die andere Seite besser zu verstehen und dadurch auch mich selbst besser zu verstehen.Timur: Ich arbeite im Rehabilitationszentrum mit Kindern, die durch den Krieg psychisch gestört sind. Ich hoffe, nicht nur mit Kindern aus Grosny zu arbeiten, sondern auch mit Kindern aus Nordossetien. Mit dieser Tätigkeit mache ich einen ersten Schritt: Ich setze alle meine Kräfte ein, um wiederaufzubauen, was zerstört wurde. Es ist schwer, Mitgefühl mit den Menschen zu haben, wenn man von seinem Staat und von seinen Mitbürgern allein gelassen wird. In dieser Hinsicht ist es wichtig zu spüren, daß jemand an einen denkt. Unsere Freunde Roswitha und Chris haben viel dazu beigetragen, daß wir nicht allein bleiben, daß wir das Gefühl wiedergewonnen haben, nicht verlassen zu sein. Es wäre wichtig, ein religiöses Zentrum zu schaffen, wo die Geistlichen verschiedener Konfessionen in Dialog kommen können und zum Problem des Krieges Stellung nehmen. Die Geistlichen spielen eine wichtige Rolle, weil die Menschen ihnen doch noch glauben.Roswitha: Ich kann nur Dank für die Gastfreundschaft der kaukasischen Völker aussprechen. Ich kann den Reichtum ihrer Traditionen nur bestaunen. Sie haben eine große Gabe, die sie Europa bringen können – sie haben die Würde des Menschen bewahrt. Wenn ich dort bin, sind mir die Gespräche am wichtigsten. Im Gespräch ehrst du den anderen Menschen. Und wenn sich der andere geehrt fühlt, in der Art, wie er ist, und mit seiner Religion akzeptiert, dann kann er anfangen, auch ins Gespräch zu treten, um etwas anders zu sehen und anders zu machen.