Der Verband „Ernte für das Leben“, dem allein in Oberösterreich 2000 biologisch wirtschaftende Landwirte angehören, wird künftig verstärkt mit Biobauern in den Ländern des Südens zusammenarbeiten. Konkreter Ausdruck der neuen Partnerschaft ist ein Qualitätssiegel, das an biologisch produzierte und zu fairen Preisen gehandelte Lebensmittel verliehen wird. Zunächst tragen der von der EZA Salzburg aus Mexiko importierte Kaffee „Organico“ und einige Schokoladesorten das Siegel.Partnerschaft bedeutet aber auch Hilfe in schwerer Zeit. Sowohl die Importorganisation EZA als auch der Verband „Ernte für das Leben“ stellten deshalb ihren von Überschwemmung heimgesuchten Bauernkollegen in Südmexiko spontan Geldmittel zur Verfügung. Zur Sache„Der biologische Landbau war für uns ein großer Fortschritt. Viele indianische Kleinbauernfamilien im Süden der mexikanischen Krisenprovinz Chiapas können dadurch überleben“, berichtet Pedro René Gálves Roblero. Er vertritt sein Dorf bei ISMAM, einer Kaffeebauerngenossenschaft, die sich dem ökologischen Landbau verschrieben hat. Während sich früher viele Bauern für Düngemittel so hoch verschuldet haben, daß für das Leben ihrer Familien kaum etwas übrigblieb, erzeugen sie jetzt ihren Dünger selber, haben gelernt, ohne Chemie Schädlinge zu bekämpfen und durch neue Anbauweisen die Bodenerrosion zu mindern. ISMAM hat derzeit 1300 Mitgliedsfamilien in 196 Dörfern. „Daß wir rund 40 Prozent unseres Kaffees direkt an den alternativen Handel verkaufen können, trägt wesentlich dazu bei, daß wir als Biobauern eine Chance haben. Von der Kooperation zwischen EZA und ERNTE erhoffe er sich viel“, sagt Pedro. In den ersten Jahren war ISMAM starken staatlichen Repressionen ausgesetzt. „Ohne den massiven Druck der EZA und ähnlicher Organisationen von außen und ohne die entschlossene Unterstützung der Kirche im Land selber, hätten wir das nicht durchgehalten. In Chiapas (Bischof Ruiz) ist die katholische Kirche die Basis dafür, daß sich die kleinen Leute überhaupt organisieren können“, berichtet Pedro. Frühstück: Studierstube für eine berechte Welt„Wer sich zum Frühstückstisch setzt, hat die Hälfte der Welt zu Gast. Das Frühstück ist die beste Studierstube für eine gerechte Welt.“ So kündigte Jean-Marie Krier eine neue Partnerschaft zwischen EZA-Dritte Welt und dem Biobauernverband „ERNTE für das Leben“ an.Mit der Aktion „Treffpunkt Frühstück – Ein faires Morgen für alle“ wollen in den kommenden Wochen die EZA, die Weltläden, Dritte-Welt-Gruppen und die Hof- und Stadtläden des ERNTE-Verbandes auf ihre neue Zusammenarbeit aufmerksam machen. „Trotz aller Unterschiede haben Biobauern bei uns vielfach die selben Anliegen und Probleme wie jene in Mexiko, Bolivien oder auf den Philippinen“, sagt Peter Stiegler von ERNTE Österreich. „Wir wollen gesunde Nahrungsmittel erzeugen und dabei die Natur schonend behandeln, wir wollen die bäuerlichen Familienbetriebe durch angemessene Preise und eine konsumentennahe Vermarktung erhalten. Weltweit stehen damit die Biobauern unter dem Druck der immer stärker verindustrialisierten Landwirtschaft, der Verarbeitungs- und Vermarktungsriesen. Die Partnerschaft mit der EZA-Dritte Welt war daher für uns aus mehreren Gründen interessant: Einmal können wir damit in einer grenzüberschreitenden Bauernsolidarität das Anliegen eines umweltgerechten und sozial verträglichen Wirtschaftens unterstützen; zum anderen verbreitern wir damit die Angebotspalette in unseren Läden, was sicher vielen Konsumenten/innen entgegenkommt“, begründet Stiegler die Kooperation. Derzeit trägt das neue Gütesiegel „Die Bio-Bauern. Partner rund um die Welt“ der Kaffee „Organico“ aus Mexiko und die „Mascao“-Schockolade. Ein Teeangebot, das den strengen Richtlinien des biologisch-organischen Landbaus entspricht, soll in Kürze ebenfalls angeboten werden. Fair und umweltgerechtSeit zehn Jahren imporiert die EZA Kaffee aus biologischem Landbau. Partner sind dabei zwei Kleinbauerngenossenschaften in Oaxaca und Chiapas in Mexiko. „Die Idee dahinter war“, so EZA-Geschäftsführer Jean-Marie Krier, „daß fairer Handel allein zu wenig ist. Soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Erhaltung der Umwelt gehören beide – wie die zwei Seiten einer Medaille – zu einer gerechten Wirtschaftsordnung.“ Damit biologisch produzierende Bauern von ihren Produkten auch leben können, zahlt daher die EZA zu ihren fairen Preisen einen Ökozuschlag. Den Frühstückstisch sieht Krier als lebensnahes Seminar für die Höhen und Tiefen einer (un)gerechten Wirtschaftsordnung. „Das ist aber nicht nur eine Studierstube dafür, was mir der Markt auf den Tisch stellt, hier kann ich mich auch entscheiden für fair gehandelte und umweltgerecht erzeugte Produkte.“Hans BaumgartnerDie Faktenu Die EZA-Dritte Welt ist Österreichs erste (1975) und größte Organisation für fairen Handel. Sie importiert ihre Waren direkt von Bauern- und Handwerks-genossenschaften. In der Regel bezahlt die EZA den Produzenten das Zwei- bis Zweieinhalbfache der ortsüblichen Preise. In Österreich vermarktet die EZA ihre Waren über 70 Weltläden und rund 1500 Gruppen (oft in Pfarren). Die EZA importiert im Jahr ca. 250 Tonnen Kaffee, davon die Hälfte aus biologischem Anbau (Organico).u ERNTE für das Leben ist Österreichs größter Biobauernverband. Er besteht seit 1979 und ist in den letzten Jahren sehr rasch auf 11.500 Mitgliedsbetriebe gewachsen. Die Produkte werden zu 80 % über den Handel und zu 20 % direkt über rund 1500 Hofläden vermarktet.