Erstmals trafen sich 18 bis 35jährige zum "Tag der jungen Erwachsenen"
Ausgabe: 1998/41, Junge Erwachsene
06.10.1998 - Martin Kranzl-Greinecker
Den Jugendgruppen sind sie längst entwachsen. Für die Frauen- oder Männerbewegung fühlen sie sich zu jung. Sie suchen in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft ihren Platz.Erleichterung war bei den Veranstaltern zu merken, als der Saal des Bildunsgzentrums Maximilianhaus sich letzten Samstag nachmittags füllte. Experiment geglückt: An die 150 junge Erwachsene – meist zwischen 18 und 35 Jahre alt – kamen, um über ihre Lebenssituation nachzudenken und zu reden. Zwei Kabarettisten, das Brüderpaar Karli und Rudi Schöllerbacher („Schöller & Bacher“), brechen das Eis. Sie selbst gehören der Zielgruppe an, für die sie an diesem Tag spielen. Von enttäuschten Hoffnungen in die Erwachsenenwelt handelt ihr Programm, vom sentimentalen Blick zurück auf die Kindheit und von der Erkenntnis, daß die Wirklichkeit nur selten die Ansprüche erfüllt. Warum nicht einfach Ideale aufgeben und in den Tag leben?Ideale zu erhalten, ohne sie zu unerreichbaren Erwartungen auszubauen, dazu ermutigt anschließend Hauptreferent Dr. Severin Renoldner aus Linz.Renoldner bringt die schillernde Widersprüchlichkeit der Jungen Erwachsenen-Generation auf den Punkt: Die einen unterwegs als Single, die anderen schon als Eltern. Die einen noch im „Hotel Mama“, die anderen längst selbständige Wohnungsmenschen. Die einen mit und nicht wenige andere ohne Arbeitsplatz (-Aussichten). Immer stärker wird Persönlichkeit und Wert von Menschen durch Beruf und Arbeitsplatz definiert. Es scheint, als sei die größte Alltagsfrage jene nach der Pension in ferner Zukunft.Alles erwartet der Beruf, alles verlangen Familie und Partnerschaft, alles will das Hobby. Es bleibt das Schuldgefühl, nie alle Anforderungen zu erfüllen. Und es bleibt die Notwendigkeit, durch Design, also durch äußere Gestaltung, sich Platz in der Gesellschaft zu verschaffen.Doch viele Junge Erwachsene in der Kirche wollen mehr: Sie sind auf Suche nach dem Sein, nach dem echten Leben. Mit Design und Äußerem geben sie sich nicht zufrieden. Viele neue Ideen, zum Teil auch in Attnang-Puchheim präsent – von der geistlichen Tankstelle bis zur Dorferneuerung, vom Zusammenleben mit „ganz anderen“ Menschen bis zum kritischen Medienkonsum – sind Einladungen zum ganzen, vollen Leben.