Der Welttag der psychisch Kranken am 10. Oktober hat Leben, Leid und vielfache Einsamkeit dieser Menschen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Es geht um Aufmerksamkeit über den Tag hinaus, denn schon jeder fünfte Mensch leidet an einer psychischen Erkrankung. Menschen, die ohnehin schon unter anderen Belastungen leiden, sind dabei besonders gefährdet: Flüchtlinge, Frauen in schwierigen Situationen, Kinder, Jugendliche. In Oberösterreich gibt es eine starke Gruppe, die sich um psychisch kranke Menschen annimmt: „Pro mente Oberösterreich“ hat in den 30 Jahren ihres Bestehens viel getan, damit diese Kranken nicht aus der Öffentlichkeit weggesperrt werden, sondern daß sie mit den nötigen Hilfen an den menschlichen Gemeinschaften teilhaben können. Zahl psychisch Kranker steigtProblemgruppen: frauen, Kinder und Jugendliche„Jeder Mensch hat das Recht auf bestmögliche psychosoziale Betreuung, die Teil der allgemeinen Gesundheits- und Sozialversorgung sein soll.“ – Soweit eine Passage aus einer UN-Resolution 1991. und die Wirklichkeit?Am 10. Oktober war „Welttag der psychischen Gesundheit“. Organisationen, die sich psychisch kranken Menschen zuwenden, nutzten diesen Tag, um die Öffentlichkeit auf verdrängte Tatsachen aufmerksam zu machen. Eine dieser Einrichtungen, die in Oberösterreich ein umfassendes Angebot haben, ist „pro mente“.Depression Gesundheitsproblem Nr. 1Neuropsychiatrische Erkrankungen nehmen zu, doch die Gesellschaft schaut verschämt darüber hinweg. Mittlerweile sind 20 Prozent der Menschen, also jede/r fünfte, von psychischer Erkrankung betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation sagt sogar voraus, daß in den nächsten zehn Jahren Depressionen das Gesundheitsproblem Nummer 1 sein werden. . .Eine der Organisationen, die sich psychisch kranker Menschen annehmen ist „pro mente Oberösterreich“. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet diese „Gesellschaft für psychische und soziale Gesundheit“ . Derzeit führt „pro mente“ mit 902 Mitarbeiter/innen mehr als 100 Einrichtungen in ganz Oberösterreich. Alleine in Linz gibt es 27 Stellen mit Hilfsangeboten für Betroffene. Auch ca. 300 Ehrenamtliche und Honorarkräfte arbeiten mit. Etwa 10.000 Menschen wenden sich in einem Jahr an „pro mente“.Problem: medizinische VersorgungUniv.-Doz. Prim. Dr. Werner Schöny von „pro mente“ stellte in einer Pressekonferenz der enorm hohen Zahl von neuropsychiatrischen Krankheitsfällen (weltweit: leiden 1,5 Milliarden Menschen an solchen Krankheiten) die erschreckend geringe medizinische Versorgung in ausreichendem Ausmaß gegenüber. Und er nannte Risikogruppen: Flüchtlinge, Frauen, Kinder und Jugendliche. Von bosnischen Flüchtligen weiß man, daß sie lange nach der Flucht Schlafstörungen nicht in den Griff bekommen. Die häusliche Gewalt gegen zumindest jede fünfte Frau ist eine Ursache für die stärkere Krankheits-Betroffenheit von Frauen (64% der psychiatrischen Patientinnen in den USA sind mißbraucht. 2 von 3 Gesundheitsdollars werden für Frauen ausgegeben). Der Selbstmord ist unter den zehn häufigsten Todesursachen, bei Jugendlichen sogar unter den drei häufigsten. Sich versteckenDie gesellschaftliche Reaktion des Zudeckens und Schweigens, des Vorübergehens oder nicht-Wissens-Wie verstärkt noch ein zusätzliches Problem: Psychisch Kranke verstecken sich mit ihrem Problem. Das macht es auch schwer, sich mit ihnen zu solidarisieren. Die Medien, so Prim. Schöny sind herausgefordert, psychisch kranke Menschen nicht zu stigmatisieren.Das Betreuungsangebot3 Psychosoziale Beratungsstellen (Vermittlung ärztlicher Beratung, therapeutischer Begleitung, Psychotherapie. . .)3 Tagesstrukturierende Einrichtungen (Menschen, die während oder nach einer psychischen Krise keinen Arbeitsplatz finden, werden hier betreut)3 Laienhelfergruppen (Laienhelfer betreuen unter der Supervision von Fachpersonal jeweils einen bis zwei Menschen mit psychischen Problemen)3 Sucht (Suchtberatung in allen Bezirken)3 Geschütztes Wohnen3 Projekte zur beruflichen Integration3 Servicetelefon: Bei psychosozialen Problemen sind Auskünfte erhältlich unter der Tel.Nr.: 0660/7075 (Mo-Fr von 10 bis 16 Uhr).