Die Kirche und die Ämter Ich bin kaum im Amt als Herausgeber der Kirchenzeitung, bin ich durch den Beitrag von Prof. Haag (Ausgabe vom 1.10.) und die anschließende Aufregung auch schon gefordert. Ich bin willens, meine Verantwortung wahrzunehmen. Im übrigen hat sich Prof. Haags zuständiger Bischof Dr. Kurt Koch zu ähnlichen Ausführungen seinerseits über die Gestalt der Kirche kritisch geäußert. Wir werden in der Kirchenzeitung darauf zurückkommen; ebenso wie wir Bischofsvikar Singer um einen Beitrag für eine der nächsten Nummern gebeten haben. Ich selber möchte inhaltlich auf drei Punkte eingehen: 1. Der Titel des Beitrages lautete: „Die Kirche kann ihre Ämter auch verändern.” Ich stimme mit dieser Aussage überein, es kann jedoch nicht willkürlich geschehen. Als Beispiele verweise ich auf die Wiedereinführung des ständigen Diakonats durch das II. Vatikanischen Konzil oder auf die Einführung des Subdiakonats und seine spätere Abschaffung.2. Haag schreibt, es gäbe unter den Theologen heute Einigkeit, „daß Jesus keine Kirche gründen wollte.” Das kann natürlich nicht heißen, die Kirche könne sich nicht auf Jesus berufen oder gründe nicht auf ihm (so meint es wohl auch Haag nicht). Die behauptete Vermutung (was Jesus wollte) bringt meiner Meinung nach nichts.3. Haag spricht indirekt von einem Amt auf Zeit. Das ist Praxis auch jetzt in der Diözese. Ich selber bin beispielsweise Pastoralamtsleiter und Bischofsvikar auf eine jeweils befristete Zeit. Im übrigen kann meiner Auffassung nach das Amt an sich nicht gegen das Evangelium sein; die konkrete Gestalt des Amtes muß sich immer am Evangelium messen lassen. Wer die gesamte Kirchenzeitung an einem Beitrag mißt, wird ihr nicht gerecht. Die vielen anderen Seiten der gleichen Nummer (u.a. Erntedank, Kirche in Finnland, Kommentar zu den Sonntagslesungen, Pfarrberichte, Edith Stein) verdienen auch Beachtung.Ständige Kritik bringt uns als Kirchenzeitungsverantwortliche ebensowenig wie Pauschallob. Die Kirchenzeitung soll von mir aus nicht aufregen, wohl aber anregen.