. . . Doch viele kommen gar nicht ran an den Tisch des Reichtums der Gesellschaft. Umverteilung ist not-wendig! Geld ist nicht alles, doch ein wichtiges Lebens-Mittel, sagt Caritas-Direktor Josef Mayr. Er mahnt: Alle sollen menschenwürdig leben können!Freitag-Abend, 16. Oktober, inmitten von Linz. Die Demonstration gerät wie ihr Anliegen – gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums – immer wieder an den Rand der Gesellschaft. In der Mitte geht, nein eilt, das alltägliche Leben. Am Rand sind vereinzelt Arme, denen das Leben die Armut schon aufgestempelt hat.Der Alltag macht sich auf den Weg von der Arbeit oder den Einkäufen nach Hause. Fallen die Parolen der Demonstration auf guten Boden? „Arbeit und Einkommen gerecht verteilen!“ Dafür ziehen die an den Rand Gebetenen mit Fackeln durch die Landstraße; mehrere hundert. „Bitte zurücktreten“ fordert ein Polizist sie auf, damit die in der Mitte mit der Straßenbahn durchkommen. Die Szene wiederholt sich; Demonstranten, Zuschauer und Distanzierte vermischen sich. Ob so das Anliegen auch stärker unter die Leute kommt? (Lesen Sie weiter Seite 5.)Arbeit und Macht umverteilenSozialvereine, Kirche, Gewerkschaft, GRÜNE und andere Gruppen riefen zur Demonstration am 16. Oktober in Linz auf. Caritas-Direktor Msgr. Josef Mayr, Eva Rossmann (Frauenvolksbegehren) und Irmgard Rahstorfer, Betriebsratsvorsitzende von der Gmundner Keramik, hielten dabei kurze Reden. Irmgard Rahstorfer berichtete von ihrer Erfahrung in einer Zeit, in der der Kampf ums Arbeitsleiberl härter wird: Es fangen plötzlich Kämpfe an und jede/r ist wichtiger als der andere. Aber: „Jeder, der weg muß, ist einer zuviel!“ Sie rief die Menschen auf, den Kampf gegen die Armut öffentlich auszutragen und sich dabei an die Medien zu wenden.Eva Rossmann betonte den großen Frauenanteil unter den armen Menschen: „Es braucht die Umverteilung der bezahlten Arbeit und der Macht.“ Sie nannte es einen Skandal, daß Kassiererinnen für einen Halbtagsjob nur 5.000 bis 6.000 Schilling bekommen, Eigentümer aber Geld anhäuften. So hat Wlaschek sein Vermögen in eine (steuerbefreite) Stiftung eingebracht, nachdem er Billa verkaufte.Caritasdirektor Josef Mayr nannte eine Zahl: 16.000 Menschen suchten 1997 in Armutsfällen die Caritas-Hilfsstellen auf!Kein Geld, Kind weg, Abschiebung drohtNeben vielen Arbeitslosen, Frauen, Alleinerziehenden und kinderreichen Familien sind besonders auch die Ausländer/innen von Armut betroffen. Gülcan Gigl, Gemeinderätin der GRÜNEN in Linz und Volkshilfe-Flüchtlingsbetreuerin, schildert einen Fall erschreckender Kälte: „Non-Refoulement-Flüchtlinge“ sind nicht anerkannte Flüchtlinge, die Österreich aus humanitären oder organisatorischen Gründen auch nicht zurückschicken kann. Eine Iranerin etwa, die seit acht Jahren in Österreich lebt. Ihr wurde nun das Kind weggenommen, weil sie nicht für entsprechende Bewegung und Ernährung sorge. Wie könnte sie auch auf neun Quadratmetern, im Flüchtlingsquartier, mit 1.500 Schilling Unterstützung. Die Frau ist krank. Ihr droht die Abschiebung. Das Kind wird voraussichtlich österreichischer Staatsbürger! – Schön schau’n wir aus! – Ist es ein Wunder, daß nicht selten ausländische Frauen ihr Kind nach der Geburt weggeben?Vöcklabruck. Die Österreichische Aktionswoche gegen Armut und soziale Ausgrenzung war mit einer Reihe von Veranstaltungen gespikt, darunter zwei Großereignisse – Armutsmärsche in Linz (16. Oktober; siehe oben) und Vöcklabruck (17. Oktober). Die Forderungen waren da wie dort gleich: Bedarfsorientierte Grundsicherung, Arbeit gerechter verteilen, mehr Geld für eine aktive Arbeitsmarktpolitik, Ausbau von Sozial- und Beschäftigungsprojekten, Besteuerung des Spekulationskapitals. . .In Vöcklabruck versammelten sich ca. 400 Menschen, um beim Armutsmarsch mit den Schwerpunkten Arbeitslosigkeit, Frauen, Kinder, Ausländer/innen, Reichtum mitzugehen. Schüler/innen und 37 Sozialvereine, kirchliche Gruppen, Parteien und Interessensvertretungen gestalteten das Programm. Dr. Hans Übleis, Sprecher der Plattform Armutsmarsch, meinte: „Der Marsch war die erste Etappe. Ein Armutsbericht für den Bezirk müsse folgen, um gezielt gegen die zunehmende Armut vorgehen zu können.“ Beim anschließenden ökumenischen Gottesdienst verlangte Dolores Bauer in ihrer Predigt die Umverteilung des Reichtums zur Bekämpfung der Armut.