Mauthausen, nördlich der Donau gelegen, ist eine Pfarre des Stiftes St. Florian, die jenseits des großen Stromes liegt. Die Donau wird seit jeher nicht als Trennlinie verstanden. Ist es das Leben am Fluß, daß die Pfarre Mauthausen so ein bewegtes Pfarrleben hat, ständig in Fluß ist? Tatsache ist, daß etwa die Katholische Frauenbewegung (KFB) 280 Mitglieder hat und immer auch für Neues offen ist. So hat sich eine Gruppe Frauen zusammengetan, um „Urlaub im Alltag“ zu erleben: Einmal im Monat wird ein Abend Urlaub genossen (Trommelabend, Wohlfühlabend, Eislaufen, Schönheitspflege, Sport. . .). Voriges Jahr hat die KFB bei der „Aktion Ferienspaß“ für Kinder in der Gemeinde mitgetan. Auch die Männerbewegung (KMB) steht nicht nach und packt in der Pfarre zu, wenn es etwa gilt, den Flohmarkt oder ein Fest zu organisieren. Besonders engagiert war die KMB Mauthausen auch für das Fußballspiel gegen die Nationalmannschaft von Uganda in Perg, das im Rahmen der „Sei-so-frei“-Tournee die KMB des Dekanates organisierte. Selbstverständlich sind auch geistlich-spirituelle Angebote von KFB und KMB, etwa der Männereinkehrtag und der Männertag, die Frauenmessen und der ökumenische Gottesdienst zum Weltgebetstag.Die Pfarre pflegt die Gemeinschaft, etwa bei Pfarrkaffee, -fest und -ball, durch Familienrunden, Exerzitien im Alltag, Bibelrunden, Mütterrunde, Frauentreff, Seniorenclub und Seniorenturnen . . . Auch scheut man sich nicht, für ein Anliegen öffentlich einzutreten, manchmal auch gegen den Strom der Macht zu schwimmen. So etwa, als Rom die Instruktion über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester veröffentlichte. Orts-SteckbriefSalz, Eisen, Granit und GeschichteDie heute etwa 5.000 Einwohner zählende Gemeinde Mauthausen ist uraltes Siedlungsgebiet, davon zeugen Funde aus der Jungsteinzeit. In Urkunden aus dem 12. Jahrhundert wird Mauthausen als Mautstelle an der Donau erwähnt. Die Mautstelle bestimmte die Lage des Schlosses Pragstein und des Ortes rundherum. Der Markt erreichte über den Salz- und Eisenhandel Wohlstand, den ortsansässige Handelshäuser zu den Hansestädten an der Ost- und Nordsee betrieben. Seit 200 Jahren ist Mauthausen durch die Granitverarbeitung bekannt, die um das Jahr 1900 Arbeit für ca. 2000 Menschen in der Region gab. Das ehemalige Konzentrationslager ist ein Denk-Mal, unter dem Mauthausen leidet. Gemeint ist die synonyme Verwendung des Namens „Mauthausen“ statt einer unterscheidenden Bezeichnung – etwa „ehemaliges Konzentrationslager Mauthausen“. Gemeinde und Pfarre arbeiten gut zusammen. Die Gemeinsamkeit der Interessen floß in die Gründung des Vereins „MauthausnerInnen für Menschlichkeit zuerst“ ein.Gehorsam und MutEngagierte Christ/inn/en der Pfarre Mauthausen waren von der Instruktion betroffen, die aus Rom kam und die Dienste von Laien beim Gottesdienst zurücknahm (etwa predigen und Kommunion spenden). Man beschloß einstimmig, daß „der Pfarrgemeinderat Mauthausen gegen die Instructio und das Schweigen der Bischöfe öffentlich wirksam auftritt.“ Pfarrer Mag. Johann Fürst verdeutlicht das Motiv dahinter: Die Lehre aus der schlimmen Vergangenheit kann nur sein, die Stimme zu erheben, wenn Menschenwürde wieder in Gefahr kommt. Dem einstimmigen Beschluß folgte ein Gespräch einer Mauthausner Delegation mit Bischof Aichern, ein Schreiben an alle Bischöfe Österreichs sowie an oö. Pfarren, in denen Pastoralassistentinnen bzw. -assistenten arbeiteten, . . . Das Ergebnis war für die Pfarre ernüchternd. Es gab von den Bischöfen keine konkrete Aussage, man verwies auf die Herbstvisite der Bischöfe in Rom. War anfangs die Leitvorstellung, dort wo das System recht ist, gehorsam zu sein, und wo es unrecht ist, dagegen aufzutreten, änderte sich die Sicht, wie innerhalb der Kirche eine Reform von unten nach oben zu tragen ist: „Unsere Verantwortung in der Diözese ernstzunehmen . . die Auseinandersetzung mit der Basis zu suchen . . . auch andere dazu zu ermutigen, das Anliegen hinauszutragen.“Insgesamt bei sieben Zusammenkünften setzte sich der Pfarrgemeinderat oder seine Leitung mit diesem heißen Eisen auseinander. Ein gutes Beispiel dafür, wie die Pfarre Mauthausen engagiertes Christentum versteht.Jugend aktivDas Jugendtreff im Pfarrheim wurde in den Ferien von einer Gruppe Jugendlicher renoviert. Es ist Lebensraum für ca. 40 junge Mauthausner/innen zwischen 14 und 22 Jahren. Neben dem Jugendtreff kommen die Jugendlichen alle zwei Wochen zusammen, um sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Auch kreativ/geistliche Veranstaltungen gehören zum Programm der Jugend (etwa Adventbesinnung, Emmausgang, die Gründonnerstagaktion „Mit dem Schlafsack rund um den Altar“). Vor fünf Jahren begann das Theaterprojekt – alle zwei Jahre werden sehr erfolgreich Stücke aufgeführt. Heuer wurden „Loriot’s dramatische Werke“ mit großem Erfolg (700 Zuschauer/ innen) aufgeführt. Alle 30 bis 40 Jugendlichen sind daran beteiligt, nicht nur als Schauspieler. Sie machen vom Plakat über die Bühnendekoration bis zur finanziellen Endabrechnung alles selber.Orgel-TöneDie Orgelsituation beschäftigt seit knapp 20 Jahren die Pfarrgemeinde. Nachdem die Renovierung der bestehenden Orgel 1991 nicht zufriedenstellend ausfiel, beschloß der Pfarrgemeinderat (PGR) 1995, einen Neubau der Orgel zu prüfen. 120 österreichische Pfarren mit neuen Orgeln wurden gebeten, über ihre Erfahrungen zu berichten. 57 (!) Pfarren antworteten. Gut informiert, beschloß der Pfarrgemeinderat 1996 den Orgelneubau einstimmig. Die Diskussion dazu war aber kontroversiell. Die Frage beschäftigte: Dürfen wir uns angesichts der Not der Welt diesen Luxus leisten? So beschloß der PGR, für die laufende Periode neben der Liturgie auch die Caritas als einen Arbeitsschwerpunkt. Gesprächsführung in Hinblick auf die Caritasarbeit war daher Thema der Herbstklausur.Noch im Jahr 2000 wird es die neue Orgel geben. Zur Projektsumme von öS 3,3 Mio. ist bereits die Hälfte aufgebracht.Kirche & KulturFür die Kirche von Mauthausen hat Ende des 18. Jahrhunderts Kremser-Schmidt und seine Schule sechs Bilder geschaffen, die entsprechend den Festzeiten ausgetauscht werden. Die Marienstatue „Maria vom Sieg“, im Volksmund „Maria Trost“ war einst ein vielbesuchtes Wallfahrtsziel.Chöre1981 gestaltete eine Gruppe der Kath. Jugend mit religiösen Liedern Gottesdienste. Daraus entstand der „Jugendchor der Pfarre Mauthausen“. Sein Bedürfnis wuchs, sich an schwierigere Stücken zu wagen. Konzerttätigkeit (auch im Ausland) setzte ein. Mittlerweile kommen zu Konzerten bis zu 1.300 Besucher/innen. Immer blieb „das Bedürfnis, die frohmachende Botschaft des christlichen Glaubens musikalisch überspringen zu lassen“ (Leiter Alfred Hochedlinger). Seit 1996 heißt der Chor „musica viva“. Hochedlinger gründete als Nachwuchs-Chor 1993 die JUSIGRU (Jugendsinggruppe), die nun Verena Lindtner leitet. Auch der „Singkreis Mauthausen“, ein weltlicher Chor, ging aus dem Kirchenchor hervor.