Nicht nur die Kirche als Gebäude hat in Walding einen Wandel hinter sich. Finster und trostlos drückte das Innere der Kirche von Walding auf das Gemüt der Gottesdienstbesucher. Schnell hingebaut war sie in den Sechzigerjahren worden, um die Katholiken der stark wachsenden Pfarre zu fassen. Wer die Kirche bis vor kurzem kannte und sie heute betritt staunt: Ein feundlicher, heller, warm wirkender Raum ist daraus geworden. Im Oktober war Kirchweihe. Die Neugestaltung hat sich ausgezahlt. Auch Pfarrer Mag. Ludwig Wöß ist glücklich darüber. Das Kirchenerneuerungsprojekt hat ein neues Klima in die Pfarre gebracht. „Walding war nie eine leichte Pfarre“, charakterisiert der Pfarrer was für die Pfarre am Fuß der ersten Mühlviertler Hügel typisch ist. Nach dem damals spektakulären Weggang seines Vorgängers, der während der Messe sein Amt aufgekündigt hatte, war Wöß vor 26 Jahren als Übergangslösung in die Pfarre gekommen – und dann dageblieben. Fast gleichauf kämpften die beiden größeren politischen Parteien um die Gunst der Wähler. Daß die Bauernmusikkapelle und die Ortsmusik Walding einmal gemeinsam auftraten, gab es bis vor wenigen Jahren praktisch nicht. Heute helfen die Musiker einander aus. Noch frisch in Erinnerung vieler Waldinger ist ein heftiger Konflikt um die Errichtung des neuen Gemeindekindergartens, der zur Einstellung des Pfarrkindergartens führte. Die Zeit, in der man lieber hinter vorgehaltener Hand übereinander sprach, ist jetzt vorbei.Die Spannungen hat auch Pfarrkirchenratsobmann Hermann Hartl zu spüren bekommen. Als früherer Obmann der Volkspartei ist die Doppelrolle als Politiker und PGR-Obmann nicht immer leicht zu vereinbaren gewesen. Vor dem Ende seiner Zeit als PGR-Obmann zieht er Billanz: „Vor allem persönlich ist das Engagement in der Pfarre etwas sehr Bereicherndes.“ In Walding steht die Pfarrgemeinderatswahl erst bevor. Die Amtsperiode war wegen des Kirchenumbaus verlängert worden.Zur neuen Kirche haben alle Vereine etwas beigetragen. Bauleiter Josef Neulinger „hat sich hineingehängt, als wäre es sein eigenes Haus“. Die Feuerwehr hatte Mühe, dem vielen Beton Herr zu werden. Es ist, sagen die Waldinger, seit dem Kirchenumbau auch sonst manches lockerer geworden.SteckbriefDas Tatzenkreuz im Waldinger Wappen weist auf die Zugehörigkeit der Pfarre zum Stift St.Florian hin. Der Rodlfluß – auf diesen verweist die Wellenlinie – durchkreuzt das Pfarrgebiet. Land- und Forstwirtschaft – der grüne Halbkreis im unteren Feld – haben an Bedeutung stark verloren.Aufgrund der Linznähe und guter öffentlicher Verbindungen ist Walding in den letzten Jahren stark gewachsen. 3846 Einwohner zählt Walding heute, davon sind 3114 katholisch. 1939 hatte Walding 1495 Bewohner. Die dem hl. Martin geweihte Kirche scheint im Jahr 1143 erstmals urkundlich auf. Walding ist sehr „jung“. Die Altersschicht zwischen 20 und 30 Jahren ist die mit Abstand meistvertretene Gruppe in der Gemeinde. Das fruchtbare Gebiet am Fuß der Mühlviertler Berge war schon früh besiedelt, zahlreiche Steinzeitfunde weisen darauf hin. An den sonnigen Hängen wuchs vermutlich schon in der Römerzeit Wein. Ein paar Jahre war Walding im 18. Jahrhundert auch Marienwallfahrtsort. Auf Protest des Pfarrers vom Pöstlingberg wurde jedoch damals die unliebsame Konkurrenz verboten. Kinder reisen durch das Land der BibelWer in Walding den Gottesdienst besucht, merkt die starke Beteiligung der Kinder. Nicht nur die Zahl der Ministranten spricht für die Kinderarbeit in der Pfarre. Zu den kirchlichen Hauptfestzeiten gestaltet der Kinderliturgiekreis die Gottesdienste, so auch jetzt im Advent oder später in der Fastenzeit.Speziell für Kinder wird zweimal im Jahr eine „Bibelreise“ angeboten. Ein eigenes Team kümmert sich um die Vorbereitung. Bis zu 70 Kinder nehmen teil.Auch Erwachsenen ist ein Leben aus der biblischen Grundorientierung wichtig. Die Mitglieder einer Bibelrunde treffen einander regelmäßig seit 10 Jahren.Herausragend ist in Walding das Potential an Musikern. Die Männer und Frauen im Kirchenchor singen gerne mit, „ich brauche niemandem nachlaufen“, freut sich Chorleiterin Brigitte Rechberger. Seit kurzer Zeit besteht auch eine Chorgemeinschaft, die sich auf privater Basis gefunden hat und die ebenfalls in der Pfarre singt. Dazu kommt die musikalische Gestaltung der Kinder- und Jugendgottesdienste. Und für die Musiker wichtig: Die Akustik in der Kirche ist ganz phantastisch. Die Zahl der Mitarbeiter in Walding ist hoch, auch dort, wo es um eher schwierige Aufgaben geht. So war es in Walding überhaupt kein Problem, Leute für die Caritas-Haussammlung zu finden.Adventmarkt, Pfarrkaffees, Sektfrühstück zum Jahresausklang, das sind Aktionen der Katholischen Frauenbewegung. Eine eigene kirchliche Jugendgruppe gibt es nicht. Der Pfarrer setzt lieber auf ein gutes Miteinander mit der Landjugend. „Es wären ja ohnehin dieselben Leute“.Im Blick auf die Zukunft ist Pfarrer Wöß besorgt. Er ist 60. Wortgottesdienstleiter gibt es noch keine. Die Waldinger sind mit der selbstverständlichen Betreuung durch einen Pfarrer „verwöhnt“. Wie das wird, wenn im Zuge der Neustrukturierung in Seelsorgsräume auch mit den Nachbarpfarren gemeinsam zu planen ist, muß erst überlegt werden.Matthäus Fellingerr reisen durch das Land der Bibel