Reich an Orden„Auf dieser Stadt muß ein besonderer Segen liegen“, meinte Sr. Anna, Redemptoristin in Ried/I. Welche Kleinstadt noch kann auf fünf Orden verweisen? Schon 1642 kamen die Kapuziner in die Innviertler Metropole. Sie sind Aushilfspriester und Beichtväter. Be ihnen suchen viele Aussprache. Ihr Kloster am Kreuzberg verstehen sie als Ort der Begegnung. Dieses Verständnis hat seinen fröhlichen Höhepunkt im jährlichen Klosterfest, zu dem über 2.000 Menschen kommen. Der beschauliche Orden der Redemptoristinnen baute 1852 das Kloster St. Anna, in dem heute noch 16 Redemptoristinnen leben. Gebet, Hostienbäckerei und Paramente-Stickerei, prägen wesentlich ihren Alltag. Bis in die 70er Jahre unseres Jahrhunderts hatten auch die Redemptoristen ein Bubeninternat; heute ist nur noch Pater Prokl in Ried. Als Kooperator unterstützt er die Stadtpfarre und ist als Hausgeistlicher der Redemptoristinnen tätig. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Kapuzinern in Ried/I führen die Franziskanerinnen – früher „Vöcklabrucker Schulschwestern“ – eine Mädchenhauptschule samt Internat. Aus Ried und Umgebung gehen hier 216 Schülerinnen zur Schule. Im Kloster, 1860 errichtet, leben 13 Schwestern. Neben den Aufgaben in Schule, Hort und Internat helfen sie z. B. als Kommunionspenderinnen und Lektorinnen in der Pfarre mit. Bis 1996 leiteten die „Schulschwestern“ auch den Pfarrkindergarten St. Elisabeth, einen der ältesten Kindergärten der Diözese. Die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts waren eine Gründerzeit für die Orden in Ried. Denn 1854 kamen die Barmherzigen Schwestern, zunächst noch in die Braunauer-Straße. 1902 übersiedelten sie in das Schloß, nur einen Steinwurf von den Franziskanerinnen entfernt, das damals die Stadt erwarb. Es beherbergt seit damals das Spital. 1954 wurden die Schwestern Eigentümerinnen des Schloßes und bauten das Krankenhaus auf den heutigen Stand aus: 455 Betten, über 19.000 Aufnahmen, fast 67.000 ambulante Behandlungen, 24 geistliche Schwestern, 770 Angestellte, 94 Ärzte, 2 Apotheker, 9 Hebammen, 241 diplomiertes Krankenpflegepersonal, 49 medizinisch-technische Mitarbeiter/innen und 77 Schüler/ innen in der Krankenpflegeschule. Im November 1998 wurde die erste österreichische Hospizstation außerhalb Wiens errichtet.1923 kamen die Oblaten des hl. Franz von Sales in die Gymnasialstadt Ried. Sie führten ein Bubenkonvikt, das sie 1994 schlossen, denn immer weniger Schüler nutzten das Internatsangebot. Nun sind die Oblaten in der Pfarr- (Riedberg) und regionalen Jugendseelsorge sowie im Leitungsteam des Bildungshauses St. Franziskus engagiert.Auch die Kapuziner führten bis 1983 – am Riedberg – ein Bubeninternat – das Franziskusheim. Heute bietet an dessen Stelle das regionale Bildungszentrum der Diözese Linz St. Franziskus, der Treffpunkt der Frau, die Caritasberatungsstelle sowie die Ehe- und Familienberatung der Diözese ihre Dienste an. Drei Jugendleiter der Kath. Jugend/ Land haben hier ihren Stützpunkt. 1998 besuchten 20.000 Menschen das Bildungszentrum St. Franziskus und den Treffpunkt der Frau. Die Nachfrage nach religiösen Bildungsangeboten steigt. Zwei Drewermann-Vorträge füllten sogar die nahe Riedberg-Kirche. Steckbrief Ried/i.Das erste Mal 1136 urkundlich erwähnt, blickt Ried auf eine bewegte Geschichte zurück. Hier war Friedrich der Schöne (1307), allerdings in kriegerischer Absicht. Papst Pius VI. übernachtete, als er 1782 von Wien nach München reiste. Und auch Napoleon ließ Ried nicht aus (1805).Lange Zeit zu Bayern gehörend, wurde Innbaiern (Innviertel) und damit Ried 1779 österreichisch. Viele geschichtliche Persönlichkeiten machten Ried einen Namen. Etwa das Geschlecht der Schwanthaler, deren Stammvater Hans 1632 im Zuge der Bauernkriege als Flüchtling nach Ried kam. (Die Rieder Stadtpfarrkirche ist ein wahres Schwanthaler-Schatzhaus.) Oder der Mundartdichter und Schöpfer der oö. Landeshymne Franz Stelzhamer. Auch die Gegenwart bietet höchst Interessantes: Ried – mit etwas über 11.000 Einwohnern, zwei Pfarren, vier Kirchen und fünf Ordensniederlassungen – ist Schulstadt, Einkaufszentrum und Wirtschaftsstandort – hier hat z. B. die weltbekannte (Ski)Firma Fischer, 1924 als Wagnerei gegründet, ihren Sitz. Zur Rieder Messe mit großem landwirtschaftlichen Schwerpunkt kommen bis zu einer Million Besucher.Steckbrief RiedbergIm jungen Stadtteil Riedberg in Ried/I wurde 1956 die Kirche geweiht. Die Seelsorge oblag bis 1986 den Kapuzinern. 1964 wurde der Riedberg eine eigene Pfarre mit heute ca. 2350 Pfarrangehörigen. Als sich die Kapuziner aus der Pfarre zurückzogen, übernahmen die Oblaten des hl. Franz von Sales die Betreuung.Viele Riedberger haben eine Identität stiftende gemeinsame Geschichte. Am Riedberg entstand vor allem nach dem Krieg ein Wohngebiet, das nicht zuletzt für viele Flüchtlinge eine zweite Heimat wurde. Bis heute ist am Riedberg vor allem Wohngebiet. Es gibt kein Zentrum außer den Platz um die Kirche. Man findet nur wenige Betriebe und Geschäfte im Stadtteil. Steckbrief Neuhofen/I.Neuhofen wurde 1140 das erste Mal (in einer Reichersberger Urkunde) urkundlich erwähnt. Neuhofen, einst Nouinhofen, später Niuwenhofen, gehörte – wie übrigens auch Ried – lange zur Pfarre Mehrnbach. 1785 wurde Neuhofen durch die josefinische Pfarr-Regulierung eine selbständige Pfarre. Bis dahin wurde in der Kapelle zu Neuhofen zunächst nur selten Messe gefeiert. Die Pfarre Mehrnbach setzte sich daher 1699 für einen eigenen Kaplan für Neuhofen ein und erhielt dafür die Bewilligung.Die Kirche, 1140 als Edelsitzkapelle errichtet, wurde im 14. und 18. Jahrhundert umgebaut. Sie ist dem heiligen Nikolaus geweiht. „Heute, im Jubiläumsjahr, zählt unsere Pfarre 1510 Katholiken“, heißt es in der Festschrift „Pfarre Neuhofen 1785-1985“. 1998, 13 Jahre später, zählte man bereits 1910 Katholiken – ein Zeichen dafür, wie sehr Neuhofen, eine typische Wohngemeinde, wächst.Neuhofen wird schon in zweiter Generation von einem Diakon geleitet: Hans Wolfthaler folgte 1993 Herbert Mitterlehner in der Funktion als Pfarrassistent nach. Priesterlicher Pfarrmoderator ist Msgr. Dr. Franz Braumann, der selbst ein gebürtiger Neuhofner ist. Geschichte und GegenwartDie drei Pfarren – Neuhofen, Ried/I und Riedberg – sind sich ähnlich und haben doch ein ganz eigenes GesichtSo nahe beisammen die drei Pfarren auch liegen, so sehr sie alle vom städtischen Umfeld geprägt sind, so unterschiedlich ist dennoch ihr Gemeindecharakter.Zunächst ein Blick in die Geschichte der Pfarren Ried/I, Riedberg und Neuhofen/I. Wenn auch die Pfarre Riedberg mit der Pfarrerhebung im Jahr 1964 das „Baby“ unter den dreien ist, ist doch auch Neuhofen mit der Errichtung 1775 noch relativ jung. Nur Ried/I ist eine ältere „Dame“, denn der Pfarrer von Mehrnbach verlegte Mitte des 14. Jahrhunderts seinen Sitz nach Ried. Ökumene ist wichtigAuf alle drei Pfarren – und darüberhinaus auf viele Pfarren der Umgebung – wirkt sich aus, daß Ried ein Zentrum des religiösen Lebens mit vielfältigen Erscheinungsformen ist. Nicht nur die vier Kirchen in der Stadt und die weitere Handvoll Kapellen mit regelmäßigen Gottesdiensten oder das regionale Bildungszentrum am Riedberg und die fünf Ordensniederlassungen bezeugen dies. In Ried wird man auch mit ökumenischen Fragen konfrontiert, ist doch hier die altkatholische Kirche genauso beheimatet wie die evangelische und die methodistische Kirche. – Ökumenische Realitäten, die Christen des Rieder Raumes ein Anstoß waren, der zum Beispiel dazu führte, daß heuer schon zum 25. Mal am Samstag vor dem Passionssonntag ein ökumenischer Kreuzweg durch die Stadt gegangen wird. Die „Action 365“ , die in Ried mit vier Gruppen ein starkes Standbein hat, zeichnet für den Kreuzweg organisatorisch verantwortlich.Wenden wir uns nun aber eher den Pfarrcharakteristiken, dem zu, was da und dort im Werden ist oder besonders gelingt. Verschweigen wir aber auch nicht, wo sich der Erfolg nicht so zeigt:Viele AufbrücheDie Pfarre Neuhofen wird vom Pfarrassistenten Diakon Hans Wolfthaler geleitet. Erfreulich ist das Mittun der Jugend. Im 1998 fertiggestellten Pfarrheim treffen sich vier Jugendgruppen, wobei fast täglich (offener) Betrieb ist. Die Jugend bereitet auch selbst die Jugend-Liturgie vor, zu der jeden zweiten Samstag im Monat durchschnittlich 50 Jugendliche kommen. Das Pfarrheim Neuhofen ist auch monatlich Ort der Dekanatsjugendmesse. Familiengottesdienste, ein Kinderliturgiekreis, vier Chöre, die Frauenrunde, ein Mutter-Kind-Treffen, die gut gemachte Pfarrzeitung „Sprachrohr“ und die Pfarrcaritas mit Nachbarschaftshilfe prägen das Pfarrleben Neuhofens mit. Die Pfarre Ried hatte gerade auch in der jüngsten Vergangenheit, im Advent und zur Weihnachtszeit volle Gotteshäuser. Zum Bersten voll war die Pfarrkirche (1.000 bis 1.200 Gottesdienstbesucher) bei der Kindermette. „Die Kirche hat gute Chancen, wenn sie die Menschen anspricht. Gerade bei den Hochfesten gelingt es uns, daß Menschen einen Bezug zur Kirche bekommen“, sagt Stadtpfarrer KsR Hermann Demmelbauer.In der Pfarre Riedberg hat die Jungschar einen jungen Aufschwung erfahren. Barbara Koller begann vor zwei Jahren mit der Jungschararbeit, die damals ruhte. Heute besuchen schon 30 Kinder die Heimstunden. Etwas für Kinder zu tun, hat am Riedberg seit den 70er Jahren große Tradition. Seit damals organisieren Eltern Spielfeste und „Olympiaden“ im Sommer sowie den Kinderfasching. Eine Besonderheit ist auch das doppelte Engagement für Rumänien – eine Initiative hilft seit 1979 (Maria Ritter), z. B. Straßenkindern in Temesvar, eine seit 1993 (Josef Pillichshammer), z. B. in Simleu! Wie steht es um die Jugend?Die Kirchen sind voll, Kirche ist nach wie vor gefragt. Aber nicht alle erreicht die Kirche gut. In der Riedberg-Pfarre und in der Pfarre Ried sucht man noch nach Wegen, die Jugend und junge Eltern wieder mehr für die Kirche zu begeistern. Der Weg heißt: Die Kinder begeistern und so die Eltern von der Pfarre erfahren lassen. Die Religionslehrer/innen der Rieder Schulen haben z. B. die Gottesdienste an den Adventsonntagen kindgemäß gestaltet und damit sehr viele Familien ansprechen können. Die seit 1980 existierende Mütterrunde der Pfarre Ried/I ist mit der Frauenbewegung ein Rückhalt der Pfarre (Pfarrkaffee beim Erntedank, Frühstück für Erstkommunionkinder, Weihnachtsmarkt, Geburtstagsbesuche für ältere Pfarrangehörige werden mit der KFB durchgeführt). Die Mütterrunde erstellte auch Kindergottesdienstbücher, regte die Kindermette an und lädt zu Familienmessen ein. Verläßliche Gruppen in der Pfarre Ried/I sind auch die Legio Mariens (mit eigener Jugendgruppe) und die Männerbewegung. In Neuhofen ist dagegen die Katholische Männerbewegung derzeit nicht aktiv. Im Gebiet der Pfarre Ried sind ganz im Gegensatz zu Riedberg viele Vereine angesiedelt. Das Innviertel wäre generell ohne Vereine nicht denkbar. Die Innviertler Schulspatzen seien stellvertretend erwähnt. In allen Pfarren und Gemeinden wird auf ein gutes Miteinander wert gelegt. Ob Sport, Kultur oder Kirche – vom Miteinander profitieren alle. Der Rieder Pfarrer ist sogar bei der Freiwilligen Feuerwehr.Man muß auch übers Bauen schreiben. Die Rieder Pfarre hat große Renovierungsaufgaben dank der Spendenbereitschaft der Pfarrbevölkerung hinter sich. Neuhofen hat seit Mai 1998 ein neues Pfarrzentrum. Am Riedberg stehen dagegen Innenrenovierung, Erneuerung der elektrischen Anlage sowie die Restaurierung der Orgel noch bevor.