„Es war für mich ein besonders tiefes Erlebnis, als Evangelische in einer katholischen Kirche das Aschenkreuz auszuteilen“, sagt Gerlinde Busse. Seit ihrer Kindheit ist sie „ökumenisch angesteckt“. Ihr „Traum“: „Daß wir alle gemeinsam am Tisch des Herrn Platz haben.“„Ich habe so etwas noch nie erlebt, diese große Gemeinschaft von Christen über alle Altersgrenzen und unterschiedlichen Ansichten hinweg“, faßt Gerlinde Busse ihre Eindrücke vom Evangelischen Kirchentag in Hamburg zusammen. Heimgekommen nach Innsbruck hatte sie ein anderes Erlebnis: Zu einem ökumenischen Gottesdienst war wieder nur das kleine Häuflein von jahrelang Engagierten zusammengekommen. „Da habe ich mir gesagt: So kann das nicht weitergehen.“ Und noch während des Gottesdienstes reifte in ihr die Idee eines „ökumenischen Kirchentages“. Gemeinsam mit Dr. Silvia Hell von der Theologischen Fakultät und Dr. Alexandra Czernohaus von der orthodoxen Kirche entwickelte sie die ersten Vorstellungen für dieses Projekt. Die Kirchenleitungen, aber auch Stadt und Land, unterstützten die Idee, ein Trägerkreis wurde gegründet, und am 17. Oktober 1998 fand in Innsbruck der erste ökumenische Kirchentag Österreichs statt. „Die Zeit der Vorbereitung war für uns alle ein großes Erlebnis von einem tiefen Miteinander im Tun und Glauben. Das hat uns Kraft gegeben, weiterzugehen, auch wenn wir erleben mußten, daß Ökumene nicht überall als dringendes Anliegen gesehen wird. Auch deshalb haben wir uns entschlossen, im Oktober 2001 wieder einen ökumenischen Kirchentag zu machen, damit das Miteinander weitere Kreise zieht.“ Als Mitglied einer kleinen Kirche erfuhr Busse wiederholt, „wie wir Evangelischen übersehen werden“, und sie bedauert die langsame Gangart im offiziellen Kirchendialog. Die Hostie kostenMit dem „ökumenischen Geist“ sei sie schon in ihrer Kindheit „angesteckt worden“, erzählt Frau Busse. Im damals erzkatholischen Amras aufgewachsen habe sie erlebt, was es heißt, eine von den „anderen“ zu sein. Sie hat aber auch einen katholischen Pfarrer erlebt, der sich sehr bemüht hat, die Evangelischen einzubinden. „Das war noch vor dem II. Vatikanischen Konzil“, sagt sie anerkennend. „Ich kann mich noch erinnern, wie er auch uns, nicht nur die katholischen Kinder, vor der Erstkommunion eine Hostienoblate hat kosten lassen.“ Durch diese Erfahrungen sowie durch ihre Liebe zur Kirchenmusik geöffnet, habe sie im Laufe der Zeit schätzen gelernt, wieviel Bereicherndes es in anderen kirchlichen Traditionen gibt, „obgleich ich fest in meiner Kirche verwurzelt bin“. Ökumene wurde für sie zu einem Stück ihres Christseins, das sie auf verschiedenen Ebenen, von der Pfarre bis zum Kirchentag, zu leben versucht.