Am 1. Adventsonntag wird es zum ersten Mal in Österreich einen „Ökumenischen Christentag“ geben. „Sonne der Gerechtigkeit“ lautet das Motto. Damit soll zum Ausdruck kommen: Der Einsatz für den Menschen ist der gemeinsame Weg aller Christen.Der ökumenische Empfang am Ende der Gebetswoche für die Einheit der Christen hat Tradition. Doch heuer ist dieser 25. Jänner etwas besonders: Auf den Tag und die Stunde genau 40 Jahre nach Ankündigung des II. Vatikanischen Konzils geben die Kirchen Österreichs offiziell bekannt, daß sie am 1. Adventsonntag einen gemeinsamen Christen- tag veranstalten wollen. Für die altgediente Ökumenikerin Sr. Christine Gleixner wird das ein bewegender Moment. Viele, oft mühevolle Schritte, auch in der eigenen Kirche, waren seit dem Konzil notwendig, um diese Anhöhe zu erreichen. „Der Christentag soll möglichst vielen Menschen im hautnahen Umgang mit Geschwistern aus anderen Kirchen deutlich machen, wie sehr wir eigentlich verbunden sind und wie tragfähig diese Gemeinsamkeit ist“, hofft Sr. Gleixner.Kein Großaufmarsch„Das Motto ,Sonne der Gerechtigkeit‘ soll zudem über den Kirchturm hinausweisen: Es geht um den Menschen in der Welt von heute: Um seine Suche nach Sinn und Glück, um seine, oft bedrohten, Lebensmöglichkeiten. Gottes Menschenfreundlichkeit sichtbar zu machen, das ist der gemeinsame Auftrag aller Kirchen. Und dazu gehört auch, gemeinsam soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen“, betont Gleixner.Der Christentag werde dann gelingen, wenn in den Diözesen, Regionen und Pfarren möglichst viele Begegnungen, Gottesdienste oder Diskussionsrunden zusammenkommen. „Es wird keinen ,Großaufmarsch‘ der Kirchen geben, sondern wir hoffen auf ein möglichst buntes, dezentrales Angebot“, sagt Gleixner zum Konzept. „Wir möchten niemanden etwas überstülpen, sondern einladen, mitzutun. Dazu wird es auch Behelfe für ökumenische Bibelarbeit, Hausandachten oder eine ökumenische Form der Adventkranzsegnung geben. Wir möchten auch einladen, gerade am Beginn des Kirchenjahres, das uns ins neue Jahrtausend führt, zum Thema Umkehr und Buße etwas gemeinsam zu tun.“ Der Christentag soll mithelfen, so Gleixner, die regionalen Netzwerke zu stärken und eine gute Nachbarschaft der Christen und Kirchen aufzubauen. In Wien beginnt man damit bereits im September durch sogenannte „Besuchszeiten“. Eine Kirche lädt dabei die anderen zu Information und Gespräch, zu Gottesdienst und Agape ein. An zentralen Veranstaltungen wird es rund um den Christentag mehrere Symposien und eine Vesper im Stephansdom geben. Das Volk ist schonunterwegsEin schöner Sommertag, ein Familienfest unter der Linde. Auch meinen besten Freund aus Volksschultagen treffe ich wieder. Fast jeden Tag sind wir zusammengesteckt. Im Erinnern fällt uns ein, daß wir auch herzhaft streiten konnten, und plötzlich frage ich ihn: „Was hast du dir gedacht, wenn ich dich im Zorn ,evangelischer Schuft‘ genannt habe.“ „Das war für mich das Schlimmste, da fühlte ich mich als Ausgestoßener, als einer, der trotz allem nicht dazugehört.“Es hat uns damals niemand gelernt, so zu streiten, und mein Vater hätte es nicht hören dürfen. Aber Kinder erfinden so etwas nicht, das lag in den 50er Jahren noch in der Luft. Heute käme in unseren Breiten wohl niemand mehr auf die Idee, konfessionelle Zugehörigkeiten als Schimpfwort zu verwenden. Für mich ist das der „eigentliche“ Durchbruch der Ökumene, weil er in den Herzen und Köpfen des „Volkes“ geschah. Und es ist kein Wunder, daß man heute immer wieder feststellen kann: Die Ökumene lebt an der Basis. Die Kirchenversammlungen von Graz und Basel haben es eindrucksvoll gezeigt. Deshalb ist mir um die Ökumene trotz aller Krämpfe in den oberen Kirchenetagen nicht bange. Gottes Volk ist bereits unterwegs. Ökum. Rat der KirchenDem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich gehören derzeit 32 Vertreter/innen von 14 Mitgliedskirchen an.Altkatholische Kirche (3)Anglikanische Kirche (1)Armenisch-Apost. Kirche (1)Bulgarisch-orthodoxe K. (1)Evangelische Kirche A. B. (6)Evangelische Kirche H. B. (3)Griechisch-orthodoxe K. (1)Koptisch-orthodoxe Kirche (1)Methodistenkirche (2)Römisch-kath. Kirche (9)Rumänisch-orthodoxe K. (1)Russisch-orthodoxe Kirche (1)Serbisch-orthodoxe Kirche (1)Syrisch-orthodoxe Kirche (1)Die katholische Kirche gehört, anders als auf der Weltebene, dem Ökumenischen Rat seit 1995 als Vollmitglied an. Vorsitzender des Rates ist der griechisch-orientalische Metropolit, Erzbischof Michael Staikos.Seit 1996 besteht die Ökumene-Kommission der Bischofskonferenz. Ihr gehören Kardinal Schönborn, der Sekretär der Bischofskonferenz sowie neun Diözesanvertreter an.