Im Unterricht ein Gefühl für Schöpfungsverantwortung vermitteln
Ausgabe: 1999/03, Ried, Franziskanerinnen
20.01.1999 - Ernst Gansinger
9.15 Uhr, ein Freitag im Jänner in der 4 A-Klasse der Privaten Mädchenhauptschule der Franziskanerinnen in Ried/I. Die Schulglocke kündigt die große Pause an. Jetzt wird sich weisen, ob Schwester Pia’s Umwelterziehung Theorie geblieben ist oder nachhaltig wirkt, wenn die Schülerinnen ihre Jause auspacken: Tatsächlich holen sie keine Einwegflaschen und -dosen hervor; viele haben ihre Jause in Plastikdosen mitgebracht, Getränke in Flaschen, müllvermeidend!Schwester Pia ist an dieser Schule seit ca. 30 Jahren Lehrerin und hat schon tausende Schülerinnen zu Umweltschutz und Schöpfungsverantwortung angeleitet. Umweltschutz ist Unterrichtsprinzip in allen Fächern.Das führt zu sichtbaren Konsequenzen. So werden beispielsweise die beiden Restmüllbehälter der Schule oft in 14 Tagen nicht einmal ganz voll. Dies obwohl die Schule 216 Mädchen hat (20 davon sind wochentags im Internat, 50 im Schülerinnen-Hort) sowie 13 Klosterschwestern und 25 Lehrerinnen und Lehrer.Während ihrer Schulzeit bei den Franziskanerinnen hören die Mädchen häufig, daß Umweltschutz eine wichtige Voraussetzung hat: sich zu informieren. „Daß man umweltbewußt einkauft und auch an die Arbeitsbedingungen der Hersteller denkt“, faßt eine Schülerin zusammen, was Sr. Pia oft einmahnt. Produkte der Landwirtschaft aus der Umgebung sind wie der Kaufmann im Ort zu bevorzugen. Müll vermeiden ist die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen Müllberge und Energievergeudung. Dieses Wissen ist den Schülerinnen der privaten Mädchenhauptschule der Franziskanerinnen in Ried/I schon in Fleisch und Blut übergegangen – siehe Jausenverpackung. Darüberhinaus trennen sie in allen Klassen sorgfältig den Müll. „Mir liegt nicht an großen Aktionen“, erklärt Schwester Pia, „sondern ich zeige auf, was jede tun kann.“ Tiergerechte Haustierhaltung stand im ersten Hauptschuljahr am Stundenplan. „Der Käfig muß groß genug sein . . . Man soll sich Zeit für die Pflege nehmen . . . und Kosten für den Tierarzt einplanen“, wissen die Schülerinnen heute noch. Schwerkranke Tiere soll man nicht leiden lassen, ergänzt Sr. Pia. Häufig hat sie ein Tier im Unterricht mit, etwa ein Meerschweinchen, und zeigt, wie man ihm die Ohren putzt, . . .Der große Klostergarten, der seit Sr. Pia’s Zeiten und wohl schon vorher keinen künstlichen Dünger und keine Chemie gesehen hat, ist Lehrobjekt. Hier stehen 23 heimische Obstbäume – sie sind widerstandsfähiger gegen die Schädlinge. Eines der Lernziele ist die Schädlingsbekämpfung, bei Schnecken zum Beispiel. Die Schülerinnen wissen: Man zerschneide . . . das ist die schonendste Methode. Ein kurzes Nachfragen ergibt, daß sich hier Wissen und Tun oft nicht decken. „Wir denken, wenn wir Methoden anwenden, die ein langes Sterben verursachen, zu wenig vom Tier her“, sagt Sr. Pia.