Der brüchige Stein des Linzer Domes plagt die Bauleute. Die Dompfarre ist eine Pfarre mit einem offenen Herz – für Menschen, die Menschen brauchen.
Mit 77 Jahren zählt die Linzer Dompfarre zu den jüngsten Pfarren in der Diözese Linz. Zwei Jahre vor Fertigstellung des Domes trat Johann Andlinger als erster Dompfarrer 1922 sein Amt an. An neun verschiedenen Orten wird an einem Sonntag in der Linzer Dompfarre Gottesdienst gefeiert. Gleich gegenüber dem Dom liegt die Krankenhauskirche der Barmherzigen Brüder, bei den Barmherzigen Schwestern, den Kreuzschwestern und den Marienschwestern, ebenso bei den Karmeliten und Karmelitinnen sowie in der Ursulinenkirche feiern Christen die Messe. Um jede dieser Kirchen gibt es eine eigene Gottesdienstgemeinde. Zur Zeit ist das auch noch im Don Bosco-Lehrlingsheim der Fall. Jede dieser „Seelorgestellen“ hat ihre eigene Charakteristik. Kunst und hochstehende Musik stehen beispielsweise für die Ursulinenkirche, betreut von Akademikerseelsorger Peter Paul Kaspar. Und dann ist da natürlich der Dom selber. Die „erste Kirche des Landes“ hat sie Bischof Aichern einmal genannt. Dr. Maximilian Strasser ist erst der fünfte Pfarrer der Dompfarre. Im Herbst 1998 wurde er nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Johann Bergsmann ins Amt eingeführt. Die Pfarre als ganze bekommt ein Dompfarrer kaum einmal zu Gesicht. Viele Linzer, aber auch Auswärtige kommen gelegentlich her, um mit der „Stammgenmeinde“ den Gottesdienst zu feiern. Um 10 Uhr wird die Liturgie im Dom besonders feierlich gestaltet – mit dem Domchor oder auch mit Gastchören. Herumgesprochen hat sich die von Müttern und Vätern mit besonderem Engagement vorbereitete wöchentliche Kindermesse am Sonntag um 9 Uhr. Da kommen sogar Familien aus dem Mühlviertel in die Domkirche. Nach diesem Gottesdienst trifft man sich beim Pfarrkaffee. Pfarrgrenzen sind in der Innenstadt nicht so bedeutsam wie in einer Landpfarre. So wohnt auch die Hälfte der Pfarrgemeinderäte in umliegenden Pfarren. Ein Viertel der rund 4.500 Katholiken der Dompfarre sind – so weist es die Statistik aus – über 70 Jahre alt. Zehn Kinder bereiten sich auf die Erstkommunion im Dom vor. An drei weiteren Kirchen im Pfarrgebiet wird es Erstkommunionfeiern geben. Um die Pfarre für die Kinder und Jugendlichen zu einem attraktiven Ort der Gemeinschaftserfahrung zu machen, haben Jugendliche in Gloxwald im Mühlviertel ein Haus instandgesetzt, das viele Jungschargruppen nützen können. Für Kinder aus der Stadt bedeutet eine Woche dort ein besonderes Erlebnis.
Der Linzer Neue Dom ist sowohl Bischofskirche als auch Pfarrkirche. Im Bereich der über 6.000 Einwohner zählenden Innenstadtpfarre mit rund 4.500 Katholiken sind viele kirchliche Einrichtungen zu Hause, vom Beratungszentrum B7 und der Bischöflichen Arbeitsloseninitiative, bis hin zum Priesterseminar und dem Laientheologenzentrum, vom Secondhandshop der Caritas bis zum Ordensinformationszentrum. Die Katholisch-Theologische Hochschule gehört zur Dompfarre und das Jugendzentrum „STUWE“. Im Pfarrgebiet liegen die beiden großen Ordensspitäler der Barmherzigen Brüder und der Barmherzigen Schwestern. Freude und Trauer sind an solchen Orten besonders nahe. Ein „Treffpunkt Pflegepersonal“ in der Rudigierstraße 10 macht Erfahrungsaustausch möglich. Das Studentenheim Guter Hirte in der Baumbachstraße ist inzwischen das einzige diözesane Internat für Buben in der Diözese. Die Dombücherei ist die Modellbücherei des kirchlichen Büchereiwesens in der Diözese Linz.
Kirche des Betens Bei der täglichen Abendmesse im Dom um 18.15 Uhr können die Gläubigen die Kommunion unter beiden Gestalten empfangen. Es war der 1998 verstorbene Dompfarrer Johann Bergsmann, der mit der Einführung des Kommunionempfanges unter beiderlei Gestalten ein besonderes Zeichen setzen wollte. Der jetzige Dompfarer Dr. Maximilian Strasser setzt diese Tradition fort. So soll die Erinnerung an das Abendmahl, wie es Jesus im Kreis der Jünger gehalten hat, besser verdeutlicht werden. Die Domkirche ist für viele Gläubige eine Kirche der Anbetung. Von Montag bis Samstag finden sich Gläubige zur Anbetung zwischen 8 und 9.30 Uhr in der Anbetungskapelle ein, ebenso am Abend zwischen 17.00 und 19.00 Uhr (Samstag: bis 18 Uhr). Ein privater Kreis hat diese Anbetungszeit auf den ganzen Tag ausgedehnt. Täglich können Gläubige im Dom das Sakrament der Buße empfangen oder eine Aussprache mit einem Priester halten (17 bis 19 Uhr im Aussprachezimmer). Die Jugend der Dompfarre trifft sich monatlich in der Krypta zur Jugendvesper,. ebenso monatlich beten Gläubige der Dompfarre in der Kirche der Barmherzigen Brüder im Sinne der Geistigkeit von Taizé. Die Domkirche ist die Weihe- und Beauftragungskirche für den seelsorglichen Dienst in der Diözese Linz.
Helfen ist hier Dauerauftrag Der Dom besteht nicht nur aus totem Stein. Um den Dom herum ist Leben, und die Menschen der Dompfarre nehmen den Auftrag, Armen zu helfen, sehr ernst. Rund 110.000 Schilling bringt die Dompfarre jährlich für Straßenkinder in Rio de Janeiro auf, und das schon seit fünf Jahren. Pfarrangehörige leisten dafür Beiträge durch „Selbstbesteuerung“. Straßenkinder bekommen so die Chance auf Ausbildung und Zukunft. „Teilen“ ist in der Dompfarre ein wichtiges Anliegen. Wohlhabende unterstützen Bedürftige der eigenen Pfarre. Großzügige Spender ermöglichen, daß für arme Familien Überbrückungshilfen gegeben werden können. Im Pfarrgebiet liegen auch wichtige Einrichtungen der Caritas – das Sozialzentrum in der Hafnerstraße beispielsweise. „Ich weiß nicht, ob man das erwähnen darf, aber jeder Obdachlose kann sich bei uns im Pfarrhof im Monat ein Packerl Zigaretten holen“, erzählt Pastoralassistent Mag. Alois Mayer. Es ist mehr als eine Geste, denn niemand lebt nur vom Lebensnotwendigen allein. Die Zigaretten sollen auch ein bißchen menschliche Wärme weitergeben. Eine Viertelmillion Schilling ersingen die Sternsinger vom Dom jährlich bei der Dreikönigsaktion. 120 Leute, Kinder und auch Erwachsene, leisten diesen Dienst. Zum guten Ergebnis tragen natürlich auch die Patienten in den Krankenhäusern bei.