Rudolf Habringer stellt den jüngsten Roman seines Schriftstellerkollegen Walter Wippersberger vor:
Ausgabe: 1999/17, Wippersberg
27.04.1999 - Kirchenzeitung der Diözese Linz, Rudolf Habringer
Zufällig gerät Axel, Musiker in einer wenig erfolgreichen Band, in Kontakt mit einer neuen, aufstrebenden rechtspopulistischen Partei. Als Fahrer kutschiert er deren Spitzenkandidatin durch den Wiener Gemeinderatswahlkampf. Aus dem skeptischen Beobachter wird bald ein williger Helfer. Junge, politisch unbedarfte Leute wie er werden gebraucht, ein schneller beruflicher Aufstieg scheint möglich. Das Ende kommt aber rasch, unausweichlich und verhängnisvoll.Wie schon in seinem letzten Roman „Die Irren und die Mörder“ setzt Autor Walter Wippersberg bei der Realität unserer Tage an. Der Einblick in die Machenschaften der rechtspopulistischen Gruppe, die sich DIE DEMOKRATEN nennt, ist ernüchternd. Die Parallelen zu einer real existierenden Partei sind unübersehbar und wohl auch beabsichtigt. Machtgeile, intrigante, skrupellose Karrieristen sitzen da im Parteiapparat, die selbst vor kriminellen Akten nicht zurückscheuen.
Das ist griffig, schnörkellos, mit sicherem dramaturgischen Instinkt und wahrscheinlich nahe an der Realität, aber auch etwas plakativ formuliert. Zwischentöne und Brüche fehlen, die Figuren bleiben äußerlich. Schnell wird klar, wer hier die Bösen sind. Ob Strategie und Anziehung dieser Vereinfacherpartei nicht doch auf subtilere und kompliziertere Weise funktionieren, als sie uns diese Geschichte demonstrieren will?
Wippersberg kennt sich aus in der Szene. Er hat einen spannenden Kolportageroman geschrieben, handfest schnörkellos, sprachlich beinahe schmucklos.
Walter Wippersberg, Ein nützlicher Idiot. Otto Müller Verlag, 248 Seiten.