Im Jänner 1937 wird der österreichische Spanienkämpfer Karl Sequens in ein Krankenhaus in Valencia eingeliefert. Heminia Roudiere Perpina gehört zu jenen Frauen, die die Verwundeten besuchen, um ihnen zu helfen Die Begegnung der beiden, so erzählt ihre Tochter später, ist Liebe auf den ersten Blick. Sie heiraten überstürzt. Nach einem Jahr kommt die Tochter Rosa Maria auf die Welt. Kurz vor der Niederlage der spanischen Republik trennen sich ihre Wege. Herminia flieht mit dem Kind nach Frankreich, später nach Wien zu Karls Schwester und wird schließlich nach Bayern verschlagen. Von ihrem Mann bleiben drei Briefe, einer aus Dachau, einer aus Lublin, einer aus Auschwitz.
Der aus Steyr stammende und in Wien lebende Erich Hackl erzählt diese Liebesgeschichte nüchtern, ohne phantasievolle Ausschmückung, fast wie ein Protokoll. Das ist überhaupt sein Markenzeichen, wie er schon in seinen früheren Erzählungen wie ,„Abschied von Sidonie“ oder „Sara und Simon“ eindrucksvoll bewiesen hat. Die Grenzen zwischen Chronist und Geschichtenerzähler verwischen sich bei Hackl. Einerseits hält er sich streng an die Fakten – die im Fall seiner neuen Erzählung nicht gerade reichhaltig sind, andererseits hat er eine Art zu erzählen, die unter die Haut geht. Je dramatischer und entsetzlicher die Dinge sich entwickeln, umso nüchterner wird sein Stil. Ein kleines Buch, dem man einen vorderen Platz auf der Bestsellerliste gönnt, gerade weil es von einer anderen Machart ist wie Bestseller gewöhnlich sind.
Erich Hackl: Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick. Diogenes Verlag, S 167.-