Das zweite Werk von Anna Müller und Paul Wallner aka HVOB (Her Voice Over Boys) setzt zehn physikalische Vorgänge nicht nur musikalisch in Szene, sondern auch mittels Videos und Installationen. Ein Musikrezension von Klaus Rauscher.
Ausgabe: 2015/32, Anna Müller, Wallner, HVOB, Her Voice Over Boys
14.10.2015 - Klaus Rauscher
Unterstützung erhalten sie dabei vom bildenden Künstler Clemens Wolf und den Visualisten von lichterloh. Der Titel des Konzeptalbums – „Trialog“ – erklärt sich somit von selbst. Track für Track arbeiten sich HVOB am Reißen, Mischen, Platzen, Schmelzen, Oxidieren, Brechen, Implodieren, Ätzen, Biegen und Brennen ab. Der musikalische Bogen spannt sich dabei von stimmungsvollem Techno über Clubmusik, Trip-Hop-Elementen und endet irgendwo bei „Kid A“ – dem famosen Meilenstein von Radiohead. Die Einführung in die Klangwelten von HVOB übernimmt der Opener „Azrael“: Aufeinanderschlagende Holzklöppel, ein wummernder Bass und ein monotoner Beat verströmen eine düstere, kühle Aura. Anna Müllers Stimme lässt den Stimmungsbarometer um ein weiteres Grad in den Keller fallen. In Zeitlupentempo verdichten sich die Soundschnipsel und wachsen zu einem riesigen Klangteppich zusammen. Unter kaltem Stroboskop-Licht bringen Nummern wie „Ghost“ oder „Window“ dann sogar das Tanzbein ein bisschen in Schwung. Warm ums Herz wird einem dabei aber trotzdem nicht. „Trialog“ ist entrückte, glasklare und kalte Musik, die die heurige Sommerhitze ein klein wenig erträglicher macht. Bewertung: Vier von fünf Sternen