Eine Pfarre wie Hartkirchen könnte sich im Glanz der Geschichte ausrasten. Keine Rede davon. Zwar pflegt man am Fuß der Ruine Schaunberg das historische Erbe liebevoll, doch alle Anstrengung zielt auf Gegenwart und Zukunft.
Was ist ein einzelner Mensch angesichts einer barocken Pfarranlage wie jener von Hartkirchen? Ein wenig fühlt sich der Besucher an ein Stift erinnert – mit großem Innenhof und mächtigem Torbogen. Auch die Verantwortlichen erschrecken manchmal über solch große Gebäude, vor allem wenn es um ihre Erhaltung geht. Dr. Josef Kolmhofer, Obmann des Pfarrkirchenrates weiß, warum er sich das antut: „Was wir vorgefunden haben, wollen wir für die Zukunft erhalten. Das sind doch Zeugnisse der christlichen Vorfahren!“ Das schließt Bereitschaft zur Veränderung nicht aus. Wo einmal des Pfarrers Kuhstall stand, befindet sich heute der Kindergarten.
Viele gestalten die Pfarre mit
Vor allem junge Familien haben sich in letzter Zeit in Hartkirchen angesiedelt. Immer mehr Menschen pendeln an ihre Arbeitsplätze aus. Umso wichtiger ist es, dass sie im Wohnort ein Stück Heimat vorfinden. Die Pfarre ist bereit diese Heimat zu geben. Zugezogene erhalten ein Informationsprospekt über die Pfarre und werden zu Festen, Feiern und Veranstaltungen eingeladen. „Trage die Kirche mit – sie wird auch Dich tragen“, so beginnt der Text im Prospekt. Die Einladung ist ernst gemeint. Pfarrer Rudolf Wolfsberger und mehr als 200 (!) pfarrliche Mitarbeiter/innen bemühen sich um gutes Miteinander. Die Gestaltung der Zusammenkünfte, vor allem der Liturgie, ist nie dem Zufall überlassen. Gruppen und Runden engagieren sich bei der Vorbereitung von Messfeiern und Andachten. Eine Reihe von Musikgruppen und Chören sorgt für „guten Ton“ im Gottesdienst. Der Pfarre kommt entgegen, dass Hartkirchen eine Musikschule beherbergt, mit der die Zusammenarbeit (wie überhaupt mit der Gemeinde) gut funktioniert.
Blickrichtung Zukunft
Hartkirchen bildet mit vier weiteren Pfarren einen Seelsorgeraum. Schon jetzt machen sich die Verantwortlichen Gedanken, wie es wird, wenn der Pfarrer auch für andere Gemeinden da zu sein hat. Ein Treffen aller Verantwortlichen im Seelsorgeraum hat bereits stattgefunden. „Damit man sich schon kennt, wenn es soweit ist“, wie PGR-Obmann Geyerhofer erklärt. Dazu passt auch Pfarrer Wolfsbergers seelsorgliches Motto: „Ich will möglichst viele zu Mitseelsorger/innen machen!“
Ministrantentreffen vereinte Alt und Jung
Vor kurzem gab es ein Treffen der besonderen Art: 80 Personen im Alter von 8 bis 77 Jahren kamen zusammen, um über den Ministrantendienst zu reden. Spontan entwickelte sich unter den älteren Semestern ein Wettbewerb im „Stufengebet-Aufsagen“. – Derzeit versehen 37 Buben und Mädchen in Hartkirchen den Altardienst, die musikalischen von ihnen bilden ein „Ministrantenorchester“.
Nicht nur im Advent: Kinder besuchen Senioren
Generationsübergreifende Kontakte liegen der Pfarrcaritas besonders am Herzen. Hartkirchner/innen, die im Altenheim leben (dazu zählt auch der allseits geschätzte Altpfarrer Achleitner im Altenheim Bad Mühllacken), sollen den Kontakt nicht verlieren. Firmlinge werden besonders zu den Besuchen motiviert. Eine besondere Aktion gibt es im Advent: Hauptschüler/innen bringen Alleinstehenden einen geschmückten Christbaum und nehmen sich Zeit zum Gespräch.
Frauen sorgen für Fröhlichkeit im Pfarrleben
40 aktive Mitarbeiterinnen zählt die Kath. Frauenbewegung. Die Runde der jungen Frauen nennt sich „Frauenkontakt“, jene der nicht mehr ganz so jungen heißt „Wir über 50“. Neben der Gestaltung monatlicher Frauenmessen mit anschließender Kaffeerunde zählen pfarrliche Feste zu den Hauptaufgaben. Im Fasching 1998 (Foto) übernahmen die KFB-Frauen Männerrollen. Und vor wenigen Wochen lud die Pfarre mit großem Erfolg zum ersten Pfarrball ein.
Platz schaffen für Jugend- und Kinderarbeit
Das pfarrliche Kinder- und Jugendprogramm ist vielfältig: Frühschichten im Advent gibt es ebenso wie Nachtgebet in der Karwoche. Auch Filmabende und regelmäßige Jugendmessen sind angesagt. 1998 gab es ein Pflasterspektakel (Foto) mit kreativen Darbietungen. Zuletzt wurde im Pfarrhof ein Jugendbereich eingerichtet. Am Jungscharleben beteiligen sich derzeit 90 Kinder. Pfarrliche Kinder- und Jugendarbeit ist auch Hauptthema der nächsten Pfarrgemeinderatsklausur.
Steckbrief
Hartkirchen scheint erstmals im Jahr 898 als „Hartchiriha“ auf. Die Pfarre gilt als frühe Rodungspfarre (ursprünglich im Bistum Passau), zu der auch die Pfarren Haibach, Aschach und Stroheim gehörten. Ab dem 13. Jhdt. war der Ort im Einflussbereich der mächtigen Schaunberger Grafen. Die im Gemeindegebiet liegende Ruine Schaunberg war die mächtigste Burganlage weitum (Bild unten). Ab dem Jahr 1338 ist das vollständige Verzeichnis der Hartkirchner Pfarrherren erhalten. – Traurige Berühmtheit erlangte der Ort, als am 19. Mai 1626 eine Gruppe aufständischer Bauern den Pfarrhof plünderte und den Güterverwalter ermordete.Voller Glanz und Gloria präsentiert sich die dem hl. Stephanus geweihte, spätbarocke Pfarrkirche (erbaut 1719) mit reicher Innenausstattung. 1997 wurde die Kirche aussen umfassend restauriert. Die Kosten dafür betrugen 7 Millionen Schilling.Pfarrer der 3900 Katholiken zählenden Pfarre ist seit Herbst 1997 Rudolf Wolfsberger, dem Pfarrgemeinderat steht Dipl. Ing. Herbert Geyerhofer vor.
Pfarrnotizen
Hier starb St. Wolfgang Zur Pfarre Hartkirchen gehören auch Ort und Klosterkirche Pupping (rechts). In der einstigen St.-Othmar-Kapelle verstarb am 31. Oktober 994 der heilige Wolfgang, Bischof von Regensburg. Das Puppinger Gemeindewappen (unten) nimmt auf den Tod des Bischofs Bezug. 1477 wurde ein Franziskanerkloster gestiftet, das bis heute besteht. Von 1969 bis 1996 beherbergte das Haus Klarissen. Derzeit lebt und arbeitet Br. Fritz Wenigwieser im Kloster Pupping.
Uralte Wallfahrtskirche Ebenfalls zur Pfarre gehört die Wallfahrtskirche Hilkering, die bereits 1198 mit dem Namen „Hiltergeringen“ erwähnt wurde. Obwohl die Kirche dem hl. Johannes dem Täufer geweiht ist, wird hier die „Madonna von Hilkering“, eine spätgotische Statue, verehrt. Das Foto zeigt ein Andachtsbildchen aus dem 17. Jh.
119 Kindergartenkinder Seit 1968 führt die Pfarre einen Kindergarten, in dessen fünf Gruppen derzeit 119 Kinder betreut werden. Fünf Kindergärtnerinnen und vier Helferinnen unter Leitung von Maria Stögmüller sorgen nicht nur für die pädagogische Betreuung, sondern ebenso für guten Kontakt zur Pfarre (Ausstellungen, Gottesdienstgestaltung). Auch um Elternarbeit ist man sehr bemüht.
Bedeutendes Pfarrarchiv Hartkirchen ist ein Ort mit Geschichte. Das Pfarrarchiv, eines der bedeutendsten Archive, ist im Pfarrhof untergebracht. Weil dieser einst eine eigene Herrschaft war, besitzt er ein Wappen (links). Betreut wird das Pfarrarchiv vom Historiker Dr. Kaindl, der – gegen Spenden – auch für Kirchenführungen zur Verfügung steht. Anmeldung in der Pfarrkanzlei erbeten (Tel. 07273/63 74)!