Mut zu VeränderungenDie Pfarre wurde bei der Analyse genau unter die Lupe genommen
Ausgabe: 2000/10, Gschwandt
08.03.2000 - Judith Moser
Gschwandt hat im Vorjahr eine Pfarranalyse durchgeführt, um Schwächen und Stärken besser zu erkennen.
„Wir wollten wissen, was wirklich in unserer Pfarre los ist“, erklärt Pfarrer Alois Palmetshofer. Vor allem, wo „besondere Not“ ist, hat ihn interessiert. Gschwandt hat deshalb im Jahr 1999 eine Pfarranalyse durchgeführt. Das Ergebnis der Befragung wurde im November in einer Pfarrversammlung präsentiert.
„Besondere Not“ der Pfarre
Insgesamt wurden 862 ausgefüllte Fragebögen abgegeben. Mehr als die Hälfte davon kamen von Personen, die nur unregelmäßig oder zu besonderen Anlässen wie Taufe, Hochzeit oder Begräbnis zur Kirche kommen. Das wurde so gedeutet, dass auch diese Menschen an der Pfarre und am Glauben interessiert sind. Dazu passt auch der Wunsch, dass Neuzugezogene und Fernstehende besser angesprochen und integriert werden sollen.Die religiöse Erwachsenenbildung sollte ausgebaut werden und in sozialen Fragen wurde vor allem der „Dienst an den Benachteiligten“ erwähnt. „Jetzt ist es schwierig, dass wir veränderungswürdige Dinge auch aufnehmen“, meint Pfarrgemeinderats-Obmann Josef Gruber.
Die Befragten erwarten sich sehr viel von der Kirche, aber nur wenige sind dazu bereit, selber aktiv zu sein. 33 Personen haben auf dem Fragebogen angegeben, dass sie in der Pfarre mitarbeiten möchten, doch die meisten haben sich nicht namentlich genannt. Die Pfarre kann aber nicht über zu wenige Aktive klagen: Von etwa 2300 Pfarrmitgliedern sind rund 150 in der Pfarre engagiert. Als größtes Problem hat sich abgezeichnet, dass eine pfarrliche Jugendorganisation fehlt. Die Pfarre – das heißt konkret die frühere Jungschar-Leiterin – ist bemüht, sich um dieses Anliegen zu kümmern.
Problembereich Jugend
Die Jugendlichen machen sich aber anders in der Pfarre bemerkbar. Die Landjugend etwa ist immer wieder dazu bereit, in der Pfarre mitzuhelfen. Auch Vereine, bei denen Jugendliche dabei sind, haben ein gutes Verhältnis zur Pfarre. Für Pfarrer Palmetshofer ist charakteristisch für Gschwandt, dass die Wohnqualität sehr gut ist. Einige Betriebe bieten Arbeitsplätze, außerdem gibt es in den Nachbargemeinden (Gmunden, Laakirchen und Vorchdorf) Arbeitsplätze. Gmunden ist auch als Schulort wichtig. Die Landwirtschaft als Arbeitgeber nimmt auch in Gschwandt immer mehr an Bedeutung ab.
Große bauliche Vorhaben
Für die Pfarre steht mit Frühlingsbeginn eine große Aufgabe bevor: Die Kirche wird außen renoviert. 2001 soll auch der Platz um die Kirche neu gestaltet werden. Bereits abgeschlossen ist die Generalsanierung des Pfarrhofes. Die Renovierung der Außenfassade der Kirche wird mindestens zwei Millionen Schilling kosten, die Pfarre muss für einen Großteil der Summe selbst aufkommen.Schon jetzt stellen die pfarrlichen Gruppierungen Erlöse aus verschiedenen Veranstaltungen für die Renovierung ihrer Kirche zur Verfügung. Die Spendenfreudigkeit der Gschwandtner/innen ist beachtlich.
Steckbrief
Gschwandt gehörte bis 1150 zur Filialkirche Laakirchen, diese wieder zur Pfarre Altmünster. Im 14. Jahrhundert wurde Gschwandt eine Filiale der Pfarre Gmunden. Von 1530 bis 1599 hatte Laakirchen keinen katholischen Seelsorger mehr, dafür evangelische Prädikanten. Als die Gegenreformation einsetzte, musste der katholische Vikar in Laakirchen unter dem Schutz einer Abteilung Soldaten wirken. Er erstellte eine Liste über „gut lutherische“ Personen in Gschwandt. Wahrscheinlich waren diese besonders aktiv und mussten nach Siebenbürgen auswandern. Als die Verbannten nach dem Toleranzedikt von Kaiser Josef II. 1781 wieder einwandern durften, machte niemand Gebrauch von der Erlaubnis.1784 wurde die Pfarre Gschwandt gegründet. Kirchenpatronin ist die heilige Katharina. Die Kirche wurde als Filialkirche der Pfarre Gmunden urkundlich erstmals 1345 erwähnt. Sie dürfte im 13. Jahrhundert entstanden sein und ist im gotischen Stil erbaut, einschiffig mit Netzgewölbe. Die Einrichtung der Kirche ist neugotisch, sie stammt aus dem 19. Jahrhundert.Das Gemeindewappen zeigt ein zerbrochenes Rad (ein Hinweis auf die heilige Katharina als Patronin der Pfarre) und einen angehackten Schrägbalken für den Ortsnamen: „Schwenden“ ist eine besondere Form der Urbarmachung des Landes.
Engagierte Gruppen
Verschiedene Gruppen in Gschwandt arbeiten für andere, die Hilfe brauchen. Egal, ob das in der Pfarre oder in anderen Ländern der Erde ist.
1992 ist in Gschwandt der Eine-Welt-Kreis entstanden. Anlass waren die vielen Zeitungsberichte über die Situation im ehemaligen Jugoslawien. Im Pfarrgemeinderat wurde beschlossen, ein bis zwei Flüchtlingsfamilien in der Pfarre auf zu nehmen.
Die Familien wechselten, zuletzt war ein älteres Ehepaar hier. Als es 1997 zurück in die Heimat wollte, haben die Gschwandtner/innen beschlossen, diesen Menschen auch dort zu helfen. Das Ehepaar bekam ein verlassenes Haus zugeteilt, das erst saniert werden musste. Die Frau kam später nach – mit Hilfsgütern aus Gschwandt. Für die beiden wurde ein Konto eingerichtet, die Aktion wurde „Neues Zuhause“ genannt. Inzwischen gibt es auch eine Selbstbesteuerungsgruppe mit 22 Mitgliedern, die monatlich einen Betrag auf ein Konto einzahlen. Es werden Projekte in Lateinamerika und in der eigenen Pfarre unterstützt.Eine große Hilfe für die Pfarre ist das Kirchenputz-Team. 15 Frauen und 3 Männer putzen abwechselnd die Kirche. Als „Belohnung“ gibt es einmal im Jahr einen Gratis-Ausflug!
„Kinderfreundliche Pfarre“
Alois Palmetshofer beschreibt seine Pfarre als „sehr kinderfreundlich“. Sichtbar wird das etwa bei der Jungschar und in der Kinder-Liturgie. Die Kinder in Gschwandt werden mit dem Caritas-Kindergarten früh in das Pfarrleben eingebunden. Auch die Volksschule arbeitet oft mit der Pfarre zusammen.Die Jungschar wurde 1994 wieder belebt. Ein Schwerpunkt der Pfarre war schon vorher die Ministrantenarbeit. Weil sich so viele Kinder dafür melden (derzeit 53 Mädchen und Buben), wurde mit der Jungschar begonnen. Zur Zeit gibt es drei Gruppen mit je 20 bis 30 Kindern. Sehr beliebt bei den Kindern sind die Wortgottesdienste, die der siebenköpfige Kinderliturgiekreis für sie mehrmals im Jahr im Pfarrsaal vorbereitet, während die „Großen“ in der Kirche beim Gottesdienst sind. Vier Personen haben extra dafür den Lehrgang für Wortgottesdienstleiter besucht. Der Zustrom gibt den Verantwortlichen Recht: Bis zu 130 Personen feiern die Kinder-Liturgie mit.
Pfarrsplitter
Männersache Palmbuschen Fixpunkt im Arbeitsjahr der Kath. Männerbewegung ist das Palmbuschen-Binden am Donnerstag vor dem Palmsonntag. Die Buschen werden zum Teil auch verschenkt: Kindergarten, Pfarrgemeinderat und Ministranten bekommen einen von den Männern gebundenen Palmbuschen. Die Männer beteiligen sich auch am Adventbastelmarkt, sie organisieren Maiandachten in den Ortschaften und 1999 haben sie erstmals eine Bergmesse gefeiert. Bisher iwardiese am Wetter gescheitert.
Frauenfasching für die Pfarre Beim Frauenfasching der Kath. Frauenbewegung war der „Musikantenstadl“ zu Gast in Gschwandt. Damit auch die übrige Pfarrgemeinde in den Genuss der Darbietungen der kreativen Frauen kommt, wurden Höhepunkte aus dem Programm zum Frauenfasching nach dem Gottesdienst am Faschingsonntag für alle wiederholt!
Herzen zum Verschenken Seit 1993 stellt die Mütterrunde Herzen her und verkauft sie am Liebstatt-Sonntag (heuer der 2. April). Der Erlös wird großteils gespendet. Für die Aktion werden etwa 25 Kilo Mehl verarbeitet! Die Frauenbewegung veranstaltet an diesem Termin ihren Kleider-Basar, den es im Herbst und im Frühling gibt.