Am Rand des Ortes zwängt sich der Ennsfluss durch die Kraftwerksturbinen. Doch in der Ternberger Ortsmitte steht ein zweites Kraftwerk: die Kirche als Herz der Pfarre.
„Ich schätze die heilige Liturgie in unserer Pfarre sehr. Die Gottesdienste sind mir Zeiten des echten Auftankens“, sagt eine Mitarbeiterin der Pfarre und alle stimmen ihr zu. Auch außerhalb der Liturgie versteht die Pfarre Ternberg so zu feiern, dass die Feste für den Alltag stärken. Von Bratwürstel-Sonntag und Erntedankfest spannt sich der Festkreis, zu dessen Gelingen viele Hände mittragen. Man muss nicht lang bitten, die Leute helfen gerne mit.Die Mitglieder des Pfarrgemeinderates gehen dabei mit gutem Beispiel voran. Sie überbringen betagten Menschen Glückwünsche zum Geburtstag. Der Sozialkreis wiederum kümmert sich um Besuche im Krankenhaus und in den Altenheimen. Bald wird in Ternberg ein eigenes Senioren-Wohnheim errichtet werden.
Ein vergessenes Tal
Bevor das Ennstal im letzten Jahrhundert zur Nutzung der Wasserkraft ausgebaut wurde, war das Tal vergessen. Dann kam eine wirtschaftliche Blütezeit. Die Kraftwerke brachten den Menschen Arbeit. Doch wenige Jahrzehnte später blieb von den Jobs nicht viel. In Ternberg gab das Kraftwerk noch vor Jahren fünfzig Leuten Arbeit, heute besteht die Belegschaft aus zwei Mann. Gott sei Dank gibt es einige Betriebe, sonst müssten alle auspendeln.
Investition in die Zukunft
Die Woche vor Ostern hat für Ternberger Jugendliche eine besondere Bedeutung. Seit einigen Jahren nehmen die Firmlinge in der Karwoche an einem viertägigen Firmlager im Jungscharhaus Großloiben bei Weyer teil. Dabei lernen sie auch verschiedene Bereiche pfarrlicher Arbeit kennen und verbringen einen Abend mit Mitgliedern des Pfarrgemeinderates. Anschließend entscheiden sich die Jugendlichen für ein „Praktikum“ in einem pfarrlichen Arbeitskreis oder Fachausschuss. Auch Zukunftsfragen werden mit den Jungen besprochen. Etwa, dass Pfarrer Friedrich Lenhart seit März 2000 auch für priesterliche Dienste in Laussa zuständig ist. In Ternberg wird seither an jedem zweiten Sonntag ein Wortgottesdienst gefeiert. Bis jetzt werden diese Gottesdienste, die von ausgebildeten Laien vorbereitet und geleitet werden, gut angenommen. Den Verantwortlichen kommen dabei aber auch viele musikalische Talente, die sich nicht nur im Ternberger und im Trattenbacher Kirchenchor finden, zu Hilfe.
Steckbrief
Ternberg liegt auf einer breiten Terasse im Ennstal. Das Talbecken ist nach drei Seiten von Bergen umgeben und nur nach Norden offen. Der Ort, der links und rechts der Enns liegt, entstand durch den Einfluss des Stiftes Garsten. Im 12. Jahrhundert wurde erstmals eine Kirche erwähnt. Immer wieder wurde Ternberg von kriegerischen Auseinandersetzungen unmittelbar betroffen, zuletzt am Ende des 2. Weltkrieges, als die Enns im Ort die Demarkationslinie zwischen russischer und amerikanischer Besatzungszone bildete.– Ternberg hat heute 3.300 Einwohner, Tendenz steigend. Das Wappen bezieht sich auf die Taschenfeitl-Produktion und auf die Kraftwerks-Turbine.
Die Baracke am Ortsrand von Ternberg ist vielen oö. Jungscharkindern bekannt, weil sie hier eine Lagerwoche verbringen können. Die wenigsten wissen über den historischen Hintergrund Bescheid. Im Februar 1943 wurde die Baracke als Nebenlager des KZ Mauthausen errichtet. Bis September 1944 waren ca. 400 Häftlinge zum Bau des Ennskraftwerkes eingesetzt. Die Pfarre erwarb die Baracke nach dem Krieg, Herr Großalber sorgte viele Jahre für Verwaltung und Instandhaltung. Eine kleine Dauerausstellung soll künftig an die ursprüngliche Verwendung erinnern.
Das Ternberger Auferstehungsbild
Nachdem es in der Fastenzeit von einem schwarzen Tuch verdeckt war, erstrahlt an jedem Osterfest das Ternberger Hochaltarbild neu. Der aus Schwaz in Tirol gebürtige Barockmaler Johann Carl von Reslfeld, der ab 1684 Hofmaler des Stiftes Garsten war, schuf das Werk im Jahr 1689. „Es sind natürlich keine römischen Legionäre, die das Grab Christi bewachen sollten“, schrieb Rudolf W. Litschel in seinem Buch „Kunststätten in Oberösterreich“, „sondern Soldaten der Barockzeit im Kostüm des alten Rom. Aber dem Garstner Stiftsmaler ging es auch nicht um Uniform- und Waffenkunde; was er zeigen wollte, ist der Herr in dem Augenblick, da sich der Himmel öffnet und Gottes Sohn seinen Vater sucht. Auf dem Ternberger Hochaltarbild glüht das Rot in seinen kräftigsten Nuancen und alle anderen Farben scheinen dem Rot untertan. Wer erfahren will, in welch unbewusster Andacht und Gläubigkeit die Welt den Sieg von 1683 über die Türken feierte, muss Reslfelds Auferstehung sehen.“ Bevor die Pfarrkirche Petrus und Paulus als Patrone erhielt, war sie ursprünglich St. Vitus und später Simon und Juda geweiht. Als bemerkenswert gelten das Netzgewölbe („Eigewölbe“), zwei spätgotische Glasfenster und ein Rokoko-Kruzifix an der Außenwand.
Einblicke ins Ternberger Pfarrleben im Telegrammstil
Kinder. Derzeit wird der Caritaskindergarten für eine vierte Gruppe ausgebaut, Eröffnung ist im Herbst. Die 77 Kinder und 6 Betreuerinnen sind derzeit im Pfarrheim einquartiert.– Im Kindergarten wird die religiöse Erziehung gefördert. Die Kinder sind oft zu Gottesdiensten eingeladen, bei denen sie im Altarraum sitzen dürfen. Die Ministranten (60 Buben und Mädchen) überlassen die Plätze gerne. – Die Kinderliturgie hat Modellcharakter. So wurde in der vergangenen Fastenzeit unter dem Motto „Anbandeln mit Gott“ eine Birke in der Pfarrrkirche jeden Sonntag mit bunten Bändern geschmückt.
Wallfahrten. Weil Pfarrer Lenhart selbst gerne an Hl. Stätten reist, organisierte er schon viele Fahrten für die Pfarre. „Eine Woche Israel bringt mehr als ein Jahr predigen“,so der Priester.
Frauenangebote. Ein Fixtermin der Kath. Frauenbewegung ist die monatliche Frauenmesse. Im Anschluss vergönnen sich die Frauen einen Kaffeehausbesuch. Neben Mütterrunden gibt es einmal im Monat einen Frauentreff, zu dem bis zu 16 Frauen kommen. Der Treff wurde 1996 von Teilnehmerinnen am KFB-Seminar „Mein Weg als Frau“ initiiert.
Angehörige von alkoholkranken Menschen treffen sich einmal im Monat im Pfarrheim, um durch den Erfahrungs-Austausch Kraft zu tanken.
Seniorenclub. Seit 20 Jahren organisiert ein Team monatlich einen Seniorennachmittag, zu dem überwiegend Witwen kommen, für die das Zusammensein Abwechslung bedeutet. Über die Pfarrgrenzen bekannt ist der Ternberger Seniorenfasching.
Bangladesh-Gebet. So heißt ein Gebetskreis, der sich monatlich trifft und kleine wie große Anliegen einschließt. Alljährlich wird außerdem ein Markt für Kinder in Bangladesh organisiert.
Die katholische Jugend trifft sich 14-tägig am Samstag Abend zur Heimstunde und auch zu anderen Anlässen (Festl, Sonnwendfeuer, Volleyballturnier…). Bis zu 30 Jugendliche kommen, viele auch zur Abendmesse.
Filialkirche Trattenbach
Im kleinen Ort Trattenbach werden seit dem 16. Jahrhundert Taschenfeitel hergestellt, ursprünglich aus dem hochwertigen „Scharsachstahl“. Ab dem Jahr 1935 wurden in der Volksschule Trattenbach Gottesdienste gefeiert. Später fanden die Messen in einem Privathaus statt, das die Pfarre erwarb und zur Kirche umgestaltete. Kirchweihe war 1958. In den letzten Jahren wurde die Kirche unter großer Mithilfe der Bevölkerung saniert.