Zwei Seelsorger, und doch lebt keiner davon in der Pfarre. St. Veit musste sich erst daran gewöhnen, keinen „eigenen“ Pfarrer mehr zu haben.
Seit Herbst 1996 wird St. Veit von zwei Seelsorgern betreut: Diakon Franz Keplinger, der bis 1997 Direktor einer Volksschule in Putzleinsdorf war, und Pater Franz Ketter SM, Direktor des Oberstufenrealgymnasiums der Diözese.
Laien sind gefordert
Für die Pfarre war das ein prägender Einschnitt. Erst 1992 war der langjährige Pfarrer verstorben und Pater Ketter kam als Aushilfe, bis ein neuer Pfarrer in St. Veit installiert wurde. Nach drei Jahren verließ dieser aber die Pfarre wieder. Diakon Keplinger und Pater Ketter wurden mit der Seelsorge der Pfarre betraut.Diese Situation war für beide Seiten neu: Franz Keplinger hat noch nie vorher eine Pfarre geleitet, genauso wie P. Franz Ketter. Die Pfarre war ihrerseits nicht darauf vorbereitet, keinen eigenen Pfarrer mehr zu haben. Jetzt ist Diakon Keplinger für die Seelsorge an Wochentagen da, am Freitag kommt P. Augustin aus Gramastetten zur Feier eines Gottesdienstes. Die Sonntagsgottesdienste leitet P. Ketter, wobei Diakon Keplinger und er abwechselnd predigen. Die Laien waren zuvor kaum in Entscheidungen eingebunden. „Wir haben erst lernen müssen, dass wir mitentscheiden dürfen oder müssen“, meint dazu Georg Hackl vom Finanzausschuss der Pfarre.
Vieles neu in der Pfarre
Mit den zwei „Neuen“ kamen auch Neuerungen, die zum Teil auf Skepsis stießen. 1998 wurde der Altarraum neu gestaltet. St. Veit hatte bis dahin keinen Volksaltar, auch Handkommunion war nicht üblich. Es gibt jetzt einen Kinderliturgiekreis und etwa alle zwei Monate eine Frauenmesse. Zum ersten Mal wurde der Pfarrgemeinderat gewählt. Die wichtigste Frage, die den Pfarrgemeinderat beschäftigt, ist wohl, wie das Pfarrleben in Zukunft aussehen soll. Die beiden Seelsorger sind noch für zwei Jahre bestellt, die Laien werden mehr gefordert sein.Viele Pfarrmitglieder sind sehr engagiert. Mehr als 100 sind für verschiedene Bereiche in pfarrlichen Gruppierungen verantwortlich, an helfenden Händen für Aktivitäten der Pfarre fehlt es nie. So hat alleine die Kath. Frauenbewegung in St. Veit 240 Mitglieder. Es gibt nun ein Kath. Bildungswerk, das vor allem Vorträge organisiert. „Jetzt haben wir mehr das Gefühl, dass wir die Pfarre sind,“ meint die KBW-Leiterin, Veronika Ringler.
In der Pfarre beheimatet
Zur Pfarre St. Veit gehören 1600 Menschen. Die meisten müssen zu ihrem Arbeitsplatz pendeln, vor allem nach Linz. Sie sind jedoch stark an den Ort gebunden, auch die Jugendlichen, die Hauptschule oder höhere Schulen nur außerhalb der Gemeinde besuchen können.
Steckbrief
Der Hund als Symbol der Gemeinde St. Veit im Mühlkreis wurde bereits in einem Gemeindesiegel vor 1938 verwendet. Er bezieht sich auf einen Gedenkstein, der auf dem ehemaligen Schlossbräuhaus angebracht wurde. Den Stein hat Siegmund Hager 1612 seinem treuen Hund „Delfin“ setzen lassen. Der goldene Stern im Wappen entstammt dem Wappen der Steger und deren Nachfolger, der Hager von Allentsteig, die 300 Jahre lang bis 1758 im Besitz der einstigen Wasserburg St. Veit waren. Die Pfarrkirche St. Veit wurde erstmals 1264 urkundlich erwähnt. Die Pfarre besteht seit 1344. Die Kirche ist ein spätgotischer Bau. Das Langhaus ist einschiffig mit Netzrippengewölbe. Der ebenfalls spätgotische Turm ist achteckig mit Maßwerkfenstern und Zwiebelhelm. Die Einrichtung der Kirche ist neugotisch, das ehemalige Hochaltargemälde stammt vom populärsten Barockmaler Österreichs, Martin Johann Schmidt, besser bekannt als Kremser Schmidt. Zu erwähnen sind die Marienkapelle, die Ölbergkapelle und die „Hager Kapelle“ mit dem Renaissance-Grabstein von Seyfried Hager von Allentsteig aus dem Jahr 1687. Der Altarraum wurde 1998 neu gestaltet. St. Veit hat nun einen Volksaltar.
Kinder und Jugend
Ein neuer Fachausschuss
Eine Jugendleiterin und ein Fachausschuss sind für junge Pfarrmitglieder da.St. Veit ist Schwerpunkt-Pfarre von Dekanats-Jugendleiterin Elke Kastner. Seit 1998 gibt es eine Gruppe der Kath. Jugend, die sich regelmäßig trifft und zu verschiedenen Themen arbeitet. Einzelaktivitäten sind etwa die Gestaltung eines Jugendraumes oder ein Aktionswochenende. Aus dem Dekanats-Volleyballturnier ist eine Volleyball-Gruppe entstanden.Der Kinder- und Jugendfachausschuss ist seit einem halben Jahr aktiv. Er versucht Angebote der Pfarre kind- oder jugendgerecht zu erweitern oder zu optimieren. Außerdem werden Überlegungen angestellt, wie die Arbeit weitergehen wird, wenn Elke Kastner nicht mehr in diesem Ausmaß für die Pfarre zur Verfügung steht. Derzeit arbeiten die Ausschuss-Mitglieder an der Vorbereitung für ein Ferienlager für die Kinder von St. Veit und an der Beschaffung eines Keyboards für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste in der Kirche.
Viele packen mit an
In St. Veit gibt es keinen Mangel an Helfer/innen
Egal ob beim Pfarrfest oder bei Bauarbeiten in der Kirche – in St. Veit folgen viele der „Einladung“ mitzuhelfen.
Als nächste Bauarbeit plant der Bau-Ausschuss der Pfarre die Renovierung des Kirchturms. In den letzten Jahren sind einige bauliche Projekte abgeschlossen worden. Erwähnt wurde bereits die Umgestaltung des Altarraums in der Kirche im Jahr 1998. Das größere Bauprojekt war allerdings die Renovierung des Pfarrhofs 1994, die etwa 4,5 Millionen Schilling kostete. Zuletzt wurde die Kirchenheizung „in Angriff“ genommen, auch die Friedhofsmauern wurden saniert. Die Pfarrmitglieder sind bisher sehr spendenfreudig. Der Finanzausschuss ist inzwischen aber am Überlegen, mit welchen Aktionen die geplante Kirchturm-Renovierung finanziert werden kann.
Fest im Pfarrgarten
Viele Helfer/innen sind auch bei Veranstaltungen gefragt. So zum Beispiel beim Pfarrfest im Sommer, das 1997 zum ersten Mal im Pfarrgarten stattgefunden hat. Angefangen von der Musikkapelle bis zu den Jugendlichen, die Bänke aufstellen oder Standln betreuen, bis hin zu den Kindergarten-Kindern, die ein Ständchen zum Besten geben, sind alle Pfarrmitglieder gerne bereit, ihren Beitrag zum Gelingen des Festes zu leisten. Zum Fest „trauen“ sich auch Menschen in den Pfarrgarten, die sonst eher weniger Kontakt zur Kirche haben. „Die Pfarre versteht zu feiern", sagt deshalb auch Patr Franz Ketter.
Pfarrsplitter
Vitusbote
Nicht alle Pfarrmitglieder besuchen den Sonntags-Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Veit. Viele feiern die Messe in einer der Filialkirchen in Nachbarpfarren mit, weil sie räumlich näher sind. Seit Herbst 1997 sind auch sie über die aktuellen Termine und Neuigkeiten aus der Pfarre informiert: Der Vitusbote, das Pfarrblatt von St. Veit, berichtet darüber. Ein Redaktionsteam aus sechs Personen kümmert sich darum.
Kosovo
Die Pfarre St. Veit hat zwei Familien, die vor dem Krieg im Kosovo geflüchtet waren, aufgenommen. Eine Familie war im Pfarrhof einquartiert, die zweite (eine Mutter mit sechs Mädchen) wohnte im Haus von Altbürgermeister Michael Prammer. Viele Menschen in St. Veit kümmerten sich um diese Flüchtlinge und versorgten sie mit Kleidung, Nahrungsmitteln und Geld. Beide Familien sind nicht in St. Veit geblieben. Die erste ist zu Verwandten in Oberösterreich gezogen, die zweite Familie ist in ihre Heimat zurückgekehrt.
Südafrika
Die Pfarre erhält oft Briefe von Sr. Franziska-Antonia Gattringer aus Neudorf bei St. Veit, die in Südafrika als Missionsschwester arbeitet. Der Kontakt ist natürlich nicht einseitig. – Bei verschiedenen Veranstaltungen denken Menschen in St. Veit an „ihre“ Missionsschwester und spenden für deren Arbeit. So etwa die Kath. Frauenbewegung beim Adventmarkt, dessen Erlös zur Hälfte der Pfarre und zur Hälfte der Arbeit von Sr. Franziska-Antonia zugute kommt. Besondere Hilfe war zum Aufbau einer Schule nötig. Alle paar Jahre kommt Sr. Franziska-Antonia heim, und berichtet persönlich über ihre Arbeit.