Man muss es sich vorstellen, wie es wäre: Wenn es Allerheiligen nicht gäbe. Weihnachten auch nicht – und kein Ostern. Viele sagen es ja: Kirche, das ist ein alter Hut. Brauchen wir nicht. Wir lassen uns nicht bevormunden, leben gut – auch ohne sie.
Wie also wäre es, wenn es sonst nichts zu feiern gäbe als Geburtstage und Betriebsjubiläen, Länderspielergebnisse und dann und wann einen Staatsfeiertag? Man muss kein frommer Katholik sein, um zu spüren: Es ginge etwas ab. Viel sogar. Wie sollte man sich sonst an die Toten erinnern? Jeder privat, für sich? Funktioniert ja nicht wirklich. Gemeinsam, alle zugleich, versammelt auf einem Friedhof. Mit dem Geruch des Menschseins. Das ist etwas anderes. Ja, es hat etwas, und es hat mit Religion zu tun. Da geht es um das Leben. Wie wir damit zurechtkommen, dass unsere Tage gezählt sind. Zu den heiligen Zeiten, da spürt man es. Religion ist nicht nur Luxus für heilige Zeiten. Christinnen und Christen leben in der Gewissheit, dass Gott alle Tage da ist. Bis ans Ende. Jeder Tag wird zum besonderen Tag. Es lebt sich anders in dieser Zuversicht. Tiefer. Es lebt sich mit Hoffnung.