Zwischen Leuten wird nicht unterschieden … … aber die Frauen sind in der Pfarre Natternbach eindeutig die Aktiveren
Ausgabe: 2000/21, Natternbach
23.05.2000 - Martin Kranzl-Greinecker
Vielen Familien ist Natternbach als Ausflugsort bekannt. Der „Indianerspielplatz“ zieht jedes Jahr tausende Gäste an. Doch auch für Einheimische gibt es jede Menge Programm.
Vergangenen Sonntag, am 21. Mai, war es wieder soweit. Hundert Personen machten sich auf den zweistündigen Fußweg zum „Glatzinger Bründl“ in der Gemeinde Kopfing, wo eine Maiandacht gefeiert wurde. Am Heimweg, natürlich nach einem Zwischenstopp im Gasthaus, hielt die Gruppe in Gaisbuchen eine weitere Andacht. Die ca. 50 Ortschaften, die zur Pfarre gehören, sind ins Pfarrleben gut integriert. Im Pfeneberger Gasthaussaal wird beispielsweise jeden Dienstag zur Messe mit anschließendem Gemeinschaftsfrühstück eingeladen.Zwischen der Pfarrbevölkerung, die in den Ortschaften lebt, und jener im Ortskern gibt es keine Schwierigkeiten. Wie auch nicht zwischen anderen Gruppen. „Bei uns macht es keinen Unterschied, ob du Arbeiter, Bauer oder G’studierter bist, dieser oder jener politischen Partei angehörst“, äußern sich Vertreter/innen der Pfarre zufrieden. Die Natternbacher denken über den Ortsrand hinaus. So organisiert das Kath. Bildungswerk (KBW) immer wieder Veranstaltungen mit Pfarren der Umgebung. Zuletzt nahmen 34 Personen während der Fastenzeit am dreiwöchigen Heilfasten-Seminar des KBW teil. Relativ viele Angebote richten sich an Frauen. Gemeint ist nicht nur das Programm der Kath. Frauenbewegung, das neben der monatlichen Messe und Frauenrunde auch Koch- und Handarbeitskurse umfasst. Die Mütterrunde gibt es bereits seit 1984. Jüngere Muttis und zugezogene Frauen treffen sich im „Team 94“ zu Gespräch und gemeinsamen Aktivitäten. Frauen engagieren sich auch bei der Vorbereitung der monatlichen Familienmessen. Und die Jungschararbeit, die im letzten Herbst neuen Schwung erhielt, liegt ebenfalls in Frauenhänden. Sieben Gruppenleiterinnen, darunter einige verheiratete Frauen, arbeiten mit. Vierzig Kinder kommen regelmäßig in die Heimstunden, beim Kinderfasching waren es dreimal so viele. „Männer eingeladen, Frauen nicht ausgeladen“ heißt die Devise bei der Kath. Männerbewegung (KMB). Der KMB-Aktivistenkreis trifft sich ebenfalls monatlich. Jährlicher Fixpunkt ist die Gestaltung der Bergmesse, die bis zu 200 Natternbacher/innen mitfeiern.
Steckbrief
Mit Schlangen hat Natternbach gar nichts zu tun. Der Name der knapp 2500 Einwohner zählenden Gemeinde am Rand des Sauwaldes kommt vielmehr vom Natternbach, der ursprünglich „Norderenbach“ (= der nördlichste von vier Bächen) hieß. Der Vogel im Wappen war das Wappentier der Edlen von „Nordernbach“, die als Vorgänger des Schifer-Geschlechtes gelten.Die Gegend um Natternbach war bereits zur Römerzeit besiedelt. Bis 1779 verlief hier die Grenze zu Bayern. Zur Bauernkriegszeit wurde Hans Vischer aus Natternbach als Bauernhauptmann bekannt. Eine weitere berühmte Persönlichkeit aus Natternbach ist Johann Nepomuk Hauser (1866 bis 1927). Der Sohn der Kirchenwirts-Leute wurde 1889 zum Priester geweiht. Krankheitshalber gab er die Seelsorgstätigkeit auf und ging in die Politik. Von 1908 bis 1927 war Hauser Landeshauptmann von OÖ.Die Pfarre Natternbach erstreckt sich über vier politische Gemeinden und über zwei Landesviertel. Ein Haus der Pfarre gehört nämlich zur Gemeinde Enzenkirchen und damit ins Innviertel. Pfarrer ist seit 1970 KsR. Karl Hagler, als Pfarrgemeinderats-Obmann fungiert Josef Auinger.
In dreißig Jahren hat sich die Zahl der Taufen mehr als halbiert
In Natternbach ist vieles, wie es immer war. Fragt sich nur, wie lange noch Auf den ersten Blick ist Natternbach eine Landpfarre wie viele andere in OÖ.Kath. Frauenbewegung 150 Mitglieder, Kath. Männerbewegung 75 Mitglieder. Stolze Zahlen. Bei der Jugend sieht die Sache schon anders aus. Wer aus der Jungschar- oder Ministrantengruppe hinausgewachsen ist, für den gibt es derzeit in Natternbach kein kirchliches Angebot. Die Konkurrenz der Vereine tut weh, vor allem der Sport zieht am Sonntagvormittag die Leute aus der Kirche. Das in einer Pfarre, die – abgesehen von Familiengottesdiensten oder hohen Feiertagen – ohnehin nicht durch starken Kirchenbesuch verwöhnt ist. Vielleicht ändert die neue Kirchenheizung etwas daran, zumindest im Winter. – Einmal im Jahr freilich wäre die Kirche viel zu klein. Beim Erntedankfest, bei dem zugleich die Jubelpaare ihren „Ehe-Dank“ begehen, feiern am Sportplatz rund 800 Gläubige mit.
Geburt und Tod
Die Zahlen der Bevölkerungsentwicklung hat Pfarrer Hagler im Kopf, zumindest die kirchlich relevanten. 1970, als er nach Natternbach kam, taufte er 67 Kinder. Im Jahr 1998 waren es nur 28. Dabei kann eine Kindheit hier spannend sein: Indianerspielplatz vor der Haustür, zwei Volks- und eine Hauptschule im Ort!– Arbeitsplätze gibt es in Natternbach nur in sehr beschränkter Zahl. Die meisten Erwerbstätigen sind Pendler/innen, nicht wenige pendeln nach Passau aus.Der Veranstaltungsort Pfarrheim wartet auf Restaurierung. Pfarrer Karl Hagler (66) möchte diesen Schritt nicht mehr selbst setzen, sondern der künftigen Pfarrleitung überlassen. Am Lebensende erwartet die Natternbacher/innen ein sehr gepflegter Ort: der Pfarrfriedhof, der in absehbarer Zeit vergrößert werden wird. Zur Feier an den Gräbern nimmt man sich übrigens nicht nur zu Allerseelen, sondern auch am Muttertag-Vorabend Zeit.
Pfarrsplitter
Hilfe kommtaus der Pfarre
Jährlich stellt die Pfarre einen Teil des Pfarrball-Erlöses für soziale Zwecke zur Verfügung. Die Erstkommunionkinder sandten an rumänische Kinder Geschenkspakete. Auch die Caritas-Einrichtung St. Pius in Steegen für Menschen mit Behinderung erhielt mehrmals Spenden. Mit St. Pius ist auch die Volksschule Natternbach verbunden. Ihre Lernbehelfe und Lernspiele werden in den St. Pius-Werkstätten gefertigt.
Kreuz von Schwanthaler?
1998 wurde ein Kreuz, das lange Zeit im „Friedhofs-Leichenkammerl“ hing, restauriert und in der Kirche angebracht. . Obwohl der Korpus vom Holzwurm schwer beschädigt war (Bild), gelang die Restaurierung. Das Kreuz stammt nach Meinung eines Experten aus der Schwanthalerschule.
Ehrenamt
Stellvertretend für die Beiträge vieler pfarrliche Mitarbeiter/ innen seien der vorbildliche Kirchenschmuck durch die Mesnerin, das Orgelspiel der drei Organisten und die ehrenamtliche Führung der Pfarrkanzlei durch das Ehepaar Ertl erwähnt.